Presse

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2022, Starnberger Merkur vom 28.12.2022

Beflügelt durch Bachs populärstes Werk

Weihnachtsoratorium mit Chor von St. Benedikt, Orchestervereinigung und Solisten vom Innsbrucker Konservatorium

 

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting – „Jauchzet, frohlocket..“:Das Auftakt-Lied aus Johann Sebastian Bachs oft gehörtem Weihnachtsoratorium sang der große Gautinger Chor von St. Benedikt gleich mit solch packender Wucht, dass es für die Zuhörer in der voll besetzten Pfarrkirche die reine Freude war. Dorian Keilhack, Leiter der Opernschule Innsbruck, beflügelte Orchestervereinigung Gauting und Chor zu Höchstleistungen. Seine jungen Profi-Solisten, Tirza-Sophie Gloger (Sopran), Eva Schöler (Alt) Samuel Strobl (Tenor) sowie Ivo Köll (Bass) setzten diesem umjubelten Weihnachtskonzert musikalische Glanzlichter auf.

Es soll Menschen geben, die bereits den Beginn des Weihnachtsoratoriums des berühmten Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach nicht mehr hören wollen, weil schwache Chöre oder Solisten dieses großartige Werk des Barockkomponisten zu häufig verhunzt haben. Nicht so in Gauting: Nach zweijähriger Corona-Zwangspause erlebten die Zuhörer eine mitreißende Aufführung der Teile eins bis drei des Weihnachtsoratoriums unter der Leitung von Dorian Keilhack. Mit Pauken und Trompeten transportierten Sänger und Orchester den Jubel über das Erscheinen des Weltenherrschers mit dem packenden „Jauchzet, frohlocket…“. Einstudiert hatte das Werk Matthias Heid.

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging…“: Mit den von Bach vertonten Zeilen aus dem Lukas-Evangelium vermittelte Tenor Samuel Strobl die Geschichte zur Geburt des armen Jesuskindes im Stall zu Bethlehem. Anrührend sang Altistin Eva Schöler den Part der schwangeren Maria „bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben“. Triumphal endete das bekräftigende „Großer Herr, o starker König“ des Basssängers Ivo Köll mit Pauke und Trompeten im Choral „Ach mein herzliebes Jesulein“. Mit der makellos gespielten „Sinfonia“ eröffneten die Streicher zum Basso Continuo mit Sul Bi Yi am Cembalo den Konzertteil des Zweiten Weihnachtstags. Zum Piano des Cellos sang Tenor Samuel Strobl die berühmte Geschichte aus dem Lukas-Evangelium: „Und es waren Hirten … auf dem Felde“ sehr differenziert. Geradezu beschwörend erhob sich der Choral mit dem Crescendo „dazu den Satan zwingen“, der ins berührende Piano „und letztlich Freude bringen!“ mündet. Aufhorchen ließ der „Chor der Engel“ mit Frauenstimmen vom Gautinger „collegium:bratananium“ mit dem pointiert temporeich gebotenen „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“. Mit Pauke und Trompeten beginnt der Chor seinen Lobpreis- Gesang „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ im dritten Teil. Im Duett mit dem Bass überzeugt Sopranistin Tirza-Sophie Gloger als Stimme des Glaubens im „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen tröstet uns“.

Wiederum zu Pauke und Trompete begeistert der glänzend einstudierte große Gautinger Chor zum Finale mit seinem triumphalen „Herrscher des Himmels…“. Das Publikum in der kalten Kirche dankte den Interpreten mit begeisterten Beifallsstürmen, Jubel- und Bravorufen.

 

Kritik zum Sommerkonzert am 3.7.2022, Starnberger Merkur vom 5.7.2022

Die befreiende Wucht der Musik

Sommerkonzert der Musikfreunde Gauting begeistert rund 240 Zuhörer in der Realschule

 

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting – Den Jubel des wundervollen „Gloria“ von Antonio Vivaldi entfaltete der von Matthias Heid hervorragend vorbereitete Kirchenchor St. Benedikt gleich zum Auftakt: In der voll besetzten Gautinger Realschulaula boten Orchestervereinigung Gauting und Chor, verstärkt mit der Sopranistin Tirza-Sophie Gloger und Sophia Hillert (Mezzosopran), am Sonntagabend ein erstklassiges Sommerkonzert unter der Leitung von Dorian Keilhack. Als sich der Dirigent zum Finale an den Flügel setzte und mit dem Orchester Beethovens berühmtes Klavierkonzert c-Moll mit grandiosem Anschlag tief berührend interpretierte, dankten rund 240 Zuhörer mit begeistertem Beifall, Bravorufen und Standing Ovations.

Nach zwei Jahren Corona Zwangspause brach dieses Sommerkonzert den Bann: Befreit, mit packender Wucht sang der große Chor von St. Benedikt das „Gloria in excelsis Deo“ (Ehre sei Gott) aus Antonio Vivaldis „Gloria“-Komposition. Zu den Streichern erklang das geradezu beschwörende „Et in terra pax“ (Und Friede auf Erden) der Frauenstimmen. Das „Laudamus te“ (Wir loben Dich) eröffnete die junge Sopranistin Tirza-Sophie Gloger mit Mezzosopranistin Sophia Hillert tief berührend. Dabei machte sich bezahlt, dass Dirigent Dorian Keilhack auch am Landeskonservatorium Innsbruck lehrt – und hervorragende Solistinnen für Gautinger Aufführungen gewinnt. Flehentlich sang der große Chor zum perfekt geführten Orchester das „Agnus Die“ (Lamm Gottes). Als Vivaldis „Gloria“ ins beruhigende finale „Cum Sancto Spiritu“ (Mit dem Heiligen Geist) mündet, brach stürmischer Beifall los.

Beschwingt, mit ansteckender Spiellust bot das von Keilhack hervorragend geführte Orchester die Vielfalt der „Slawischen Tänze“ von Antonín Dvorák dar. Passend zu diesem Sommerabend in der abgedunkelten, aber noch mit Lichtschein durchfluteten Aula mündete das rhythmische Menuett des mit Bläsern verstärkten Orchesters in die innige „Romanze“. Im anschwellenden wilden Finale verklangen die Tänze der „Böhmischen Suite“ heiter.

Ein Höhepunkt bei diesem Sommerkonzert war nach der Pause das berühmte Klavierkonzert Nummer 3 in c-Moll des „Giganten“ Ludwig van Beethoven. Vom Flügel aus dirigierte Keilhack sein mit Pauke und Profi-Bläsern verstärktes Orchester mit bezwingender Magie. Nach der großen sinfonischen Exposition griff der Pianist in die Tasten: Expressiv, mit perfektem Anschlag ließ Keilhack die donnernden c-Moll-Tonleitern des Allegro con brio nur so dahinperlen. Träumerisch und hingebungsvoll spielte der Pianist das hymnische Largo mit den gedämpften Streichern. Wer die Augen schloss, glaubte, der große Arthur Rubinstein sitze am Flügel.

Als das grandios hingelegte Rondo ins zündende Presto des von Beethoven hochvirtuos komponierten Finales mündete, brach stürmischer Beifall los.

 

Kritik zum Herbstkonzert am 10.10.2021, Starnberger SZ vom 12.10.2021

Foto: Georgina Treybal

Blitz und Donner

Die Orchestervereinigung Gauting glänzt mit Beethoven und Mendelssohn

 

Von REINHARD PALMER

Gauting-Er hielt sich immer bescheiden im Hintergrund - aber der Orchestervereinigung Gauting auch als Konzertbesucher die Treue. Als Ehrenvorsitzender der Musikfreunde Gauting half Erich Rieger bis zuletzt mit. Am 14. August ist er 85-jährig gestorben. Konzertmeister Ernst Blümner widmete das Herbstkonzert in der Aula der Gautinger Realschule stellvertretend für das ganze Orchester dem einst weltbekannten Astrophysiker, an dessen Verdienste für die Wissenschaft im Rahmen der Forschung am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Gauting sich wohl die wenigsten noch erinnern.

Im Konzert sollte es mit Beethoven und Mendelssohn ausgesprochen irdisch und erdbezogen zugehen. Programmmusik gibt es ja nicht erst seit der Romantik. Schon viel früher entstanden Kompositionen nach bildhaften Vorstellungen. Auch wenn Beethoven in der Sechsten Sinfonie, der "Pastorale", vielleicht nicht von vorne herein mit konkreten Bildern vorzugehen gedachte, sind die klangmalerischen Szenarien dennoch deutlich zu erkennen. Mit den Überschriften der einzelnen Sätze lieferte Beethoven eindeutige Aussagen, die Dorian Keilhack am Pult mit viel Sinn für klangmalerische Wirkungen wörtlich nahm.

Mit der Hebriden-Ouvertüre op. 26 erfand Mendelssohn im Grunde eine neue Gattung: die einer eigenständigen, konzertanten Ouvertüre, die eben kein musiktheatralisches Werk einleitet. Als rein musikalisches Szenario gilt sie daher als Vorläufer der symphonischen Dichtung. Spannend in dem Kontext: Beethoven schuf die Pastorale gut 20 Jahre früher. In der einfühlsam changierenden, mit emotionalen Ausbrüchen pointierten Interpretation der Orchestervereinigung fehlte es dem Werk auch nicht an Poesie. Schon der behutsame, verhaltene Einstieg, aus dem allmählich reiches Kolorit erblühte und sich das "Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande", so die Überschrift, mit nahezu tänzerischer Leichtigkeit entfaltete, war im Grunde nichts anderes als eine symphonische Dichtung. Und die Geschichte war noch lange nicht auserzählt, zumal das Orchester mit Nuancen glänzte, die man ihm noch vor kurzem gar nicht zugetraut hätte. Die "Szene am Bach" verzauberte mit ausbalancierten Klangsphären, aus denen sich das Bild behutsam in seliger Unbeschwertheit entwickelte.

Dieses Changieren, sich über weite Räume Entwickeln und Entfalten, vor allem das Ausbreiten von Atmosphäre war bereits bei Mendelssohn zu hören gewesen. Dort als rein landschaftliche Beschreibung mit allen Witterungsvarianten bis hin zu temperamentvollen Ausbrüchen. Beethovens Symphonie ging darüber hinaus. Sie erzählte im Grunde kleine Episoden, ohne konkrete Ereignisse zu definieren. Das erzählerische Charakterisieren des Orchesters unter Keilhacks inspirierendem Dirigat gab den Hörern dennoch genug Raum, sich konkrete Handlungen vorzustellen. Die tänzerische Beschwingtheit oder das musikantische Poltern in "Lustiges Zusammensein der Landleute" war überreich an konkreten Hinweisen. Das Wechselspiel der Streicher mit Holzbläsern und Horn entwickelte aber auch rein musikalisch reizvolle Effekte.

In "Gewitter. Sturm" konnte das Orchester aus dem vollen schöpfen und sich auch in satter Dramatik üben. Scharf kontrastiert und spannungsgeladen formte Keilhack einen beeindruckenden Höhepunkt der Symphonie. Spätestens hier wurde die Dramaturgie der Interpretation, in der im Grunde alles Vorhergehende auf dieses Gewitter hin abzielte, deutlich nachvollziehbar. Bei Mendelssohn war diese im komprimierten Verlauf leicht zu überschauen. Hier musste sie erspürt werden und Logik über weite Strecken entfalten. Der bleibende Eindruck hängt aber immer auch vom Finale ab, wofür Keilhack eine weit gedehnte Entwicklung vorsah. Die breit fließende Beruhigung nach dem Gewitter mündete in einem festlich-beschwingten "Hirtengesang".

"Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm" inszenierten dann mit blühender Melodik ein immer wieder angedeutetes Finale. Dieser Spannungsaufbau war schon raffiniert, um den eigentlichen Schluss, der von Beethoven überraschend knapp konzipiert ist, dennoch auf den Punkt zu bringen. Ein großartiger Auftritt des Gautinger Orchesters.

 

Kritik zum Herbstkonzert am 10.10.2021, Starnberger Merkur vom 12.10.2021

Sehnsucht nach dem unbeschwerten Landleben

Orchestervereinigung brilliert mit Mendelssohn-Bartholdy und Beethoven

 

Von FREIA OLIV

Gauting – Die Musikfreunde Gauting hätten sich keinen besseren Tag aussuchen können für ihr Konzert: Ein gigantischer Herbsttag erfuhr am Sonntagabend einen fulminanten Abschluss. Das Programm, ganz dem Erleben der Natur gewidmet, machte hörbar, was viele fühlen: ein Bewegt-Sein, ein Aufatmen, eine Spannung, eine Freude an den Phänomenen der Welt. Dass so etwas endlich wieder live möglich ist, darüber waren viele Gautinger froh.

„Musik ist nie fertig, sie entsteht jedes Mal neu. Deswegen ist es wichtig, sie nicht nur auf CD oder im Internet jederzeit verfügbar zu haben, sondern sie lebendig zu gestalten und zu erleben.“ Das schrieb der Vorsitzende Ernst Blümner zum 50. Jubiläum des Vereins, das voriges Jahr Pandemie-bedingt recht still begangen werden musste. Heuer endlich war es ganz anders: Mit dem luftigen Areal im Realschul-Foyer hatte die Orchestervereinigung Gauting genau das richtige Ambiente, in dem man den Hygieneregeln bestens Folge leisten und die Musik weit und frei klingen konnte.

Der Auftakt mit Felix Mendelssohn-Bartholdy war klug gewählt: Die Hebriden-Ouvertüre (op.26) packt alles zusammen, was an Naturmotiven möglich ist. Nicht umsonst ist sie bis heute ein Dauerbrenner, selbst Richard Wagner lobte seinen jungen Kollegen seinerzeit als „musikalischen Landschaftsmaler“. Mendelssohn-Bartholdy, erst 24 Jahre alt, überzeugte mit der Vertonung seiner Reiseeindrücke schon bei der Uraufführung 1833. Das Faszinierende: Die Dramatik der stürmischen See und die Rhythmen der rauen Natur fängt er immer wieder mit lichter Lyrik ab und lässt das Ende wunderbar leicht ausklingen. Für das rund 45-köpfige Orchester muss dieses kompakte Stück eine Herzensangelegenheit gewesen sein – mit so viel Verve und Hingabe, wie die Nuancen ausgespielt wurden.

Danach ging der Leiter und Dirigent Dorian Keilhack endgültig in die Vollen. Ludwig van Beethovens Pastorale (Sinfonie Nr. 6 F-Dur, op. 69) bietet eine immense Fülle an Stimmungen an, an prächtigen Klangbildern, an Zitaten und Spielereien. Der Ausflug aufs Land ist zunächst eine Art inszenierte, etablierte Schäferidylle, die noch dem Zeitgeist des Barock entspricht. Herrlich leicht gelang dem Orchester der Einstieg. Die nachfolgende Szene am Bach macht das romantische Motiv der Stille, der inneren Bewegtheit, der Nachdenklichkeit spürbar. Die Sehnsucht nach dem unbeschwerten Landleben flammt anschließend umso heftiger auf. Schon dabei kosteten Dirigent und Orchester die ganze Wucht der schnellen Tempi und klaren Motive aus. Bis das Donnergrollen und Vibrieren des Gewitters im Raum spür- und hörbar wurde, absolut überzeugend mit akkuraten Einsätzen.

Als sich zart die „Regenbogenmelodie“ durchsetzte und das furiose Spiel in einem frohen Allegretto ausperlte, war man aufs Neue erstaunt, dass Beethoven dieses Opus mit all seiner Tiefe, aber eben auch mit seiner Leichtigkeit, parallel zur „Schicksalssinfonie“ geschrieben hat. Die Orchestervereinigung hat allerdings klar gemacht, wie viel Gehalt in diesem Gleichnis auf das Naturerleben liegt.

 

 

Kritik zum Sommerkonzert am 4.7.2021, Starnberger Merkur vom 6.7.2021

Mitreißendes nach dem Lockdown

Sommerkonzert des Musikvereins um Konzertmeister Blümner: "Endlich wieder musizieren können"

 

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting –Mit der harmonischen Komposition „Fratres“ von Arvo Pärt für Streicher und Schlagzeug spielte sich die Orchestervereinigung Gauting bei ihrem Sommerkonzert in der coronabedingt weiträumig bestuhlten Aula der Realschule am Sonntagabend in die Herzen der Zuhörer. „Das war ein Wunsch von mir“, bekannte Konzertmeister Dr. Ernst Blümner. Nach dem monatelangem Lockdown fast ohne Probemöglichkeiten intonierten die Streicher den Glocken-Dreiklang unter Leitung von Dorian Keilhack berührend. „Endlich wieder musizieren können“, freute sich der Konzertmeister und Vorsitzende der Musikfreunde. Über der gleichbleibenden schwingenden Resonanz bei „Fratres“ erklangen einfache Akkorde mit Melodien und Terzen im glockenähnlichen Dreiklang. Gekonnt transportierten die Streicher unter dem Dirigat Keilhacks den Spannungsbogen zwischen anschwellendem Crescendo und abflauendem Decrescendo. Nur das Schlagzeug unterbrach das wogende Kontinuum der Streicher – und forderte den Zuhörer zum Innehalten auf. Als das „kreative Schweigen“ der göttlichen „Fratres“ in vollendeter Harmonie verklang, herrschte eine Minute andächtige Stille. Danach brach Beifall los. 

Mit der Suite für Streichorchester von Leo Janáček brachen die Musiker in den Expressionismus auf. Aufgewühlt erklangen die melodiösen Kantilenen des Moderato-Satzes zu dunklen Bässen. Im Adagio entwickelten sich wunderbare Dialoge zwischen Bratschen, Violinen, Bässen und Celli. Tänzerisch-mitreißend spielte das Orchester das „Andante con moto.“ Das anspruchsvolle, temporeich dahin jagende Presto erklang aus einem Guss. 

Als geradezu tröstlichen Kontrast zum Wolkenbruch-Geprassel auf dem lichten Glasdach der Schulaula bot das Orchester das melodiöse, narrativ-heitere „Allegro piacevolo“ der Serenade von Edward Elgar. Als der berührend-melodiös interpretierte Larghetto- Satz mit sanftem Strich im Allegretto endete, dankte das Publikum mit lang vermisstem Beifall.

Mit dem elegant hingelegten dreisätzigen Divertimento in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart setzte das Orchester dem Konzert vollends das musikalische Sahnehäubchen auf. Mitreißend schwungvoll boten die hervorragend einstudierten Streicher das heitere Allegro aus einem Guss. Innig, getragen erklang das Andante mit der meisterhaft gespielten ersten Geige von Ernst Blümner. Als das verspielte Presto mit dem energisch gebotenen Thema ansteckend beschwingt verklang, dankte das Publikum mit stehenden Ovationen, einem Bravo-Ruf und anhaltendem Applaus. 

Auf das Herbstkonzert „ihrer“ Orchestervereinigung dürfen Gautings Musikfreunde, die 2020 ihr 50-jähriges Bestehen feierten, durchaus gespannt sein: In großer Besetzung wird Ludwig van Beethovens Sinfonie „Pastorale“ aufgeführt, am 10. Oktober wieder in der Realschulaula.

 

 

Herbstkonzert am 25.10.2020

Die Orchestervereinigung Gauting unter der Leitung von Dorian Keilhack; Foto: Dagmar Rutt

 

Kritik zum Herbstkonzert am 25.10.2020, Starnberger Merkur vom 27.10.2020

Konzert für 1,2 Millionen Musiker: Besonderer Abend in der Gautinger Realschule

Der Verein der Musikfreunde widmete sein Konzert in der Aula der Gautinger Realschule am Sonntag „den 1,2 Millionen Musikern in Deutschland“, die wegen Corona nicht mehr auftreten können. Ein besonderes Konzert – ganz im Zeichen der 50-Jahr-Feier.

 

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting – „Wir sind so glücklich, wieder spielen zu können“, dankte Veranstalterin Astrid Schönauer vom Verein der Musikfreunde Realschulleiter Manfred Jahreis und Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger. Denn nur mit aufwendig umgesetztem Hygienekonzept, mit vorab eingeteilten Sitzblöcken in gebührenden Abständen zwischen den Zuhörern und mit Schutzmasken konnte das Konzert in der großen Schulaula überhaupt stattfinden. „Heute ist ein besonderer Tag“, sagte auch der erste Konzertmeister Dr. Ernst Blümner. Denn ausgerechnet im 50. Jubiläumsjahr des Vereins der Musikfreunde, unter dessen Dach die Gautinger Orchestervereinigung musiziert, waren die bereits geplanten Konzerte dem Coronavirus zum Opfer gefallen – und müssen nun auf 2021 verschoben werden.

Übrig blieb nur das im Nu ausgebuchte Herbstkonzert, für das bis zum Schluss „die Drähte heißliefen“. Dafür bedankte sich Dirigent Dorian Keilhack ausdrücklich bei Astrid Schönauer, aber auch Konzertmeister und Vereinsvorsitzenden Dr. Ernst Blümner.

Voller Spiellust, aus einem Guss boten die Gautinger Streicher, verstärkt mit Profibläsern, danach das „Allegro molto“ aus der Haydn-Sinfonie in D-Dur. Berührend erklang das „Adagio cantabile“ mit dem herausfordernden, singenden Solo der Orchester-Cellistin. Nach dem rhythmisch, pointiert gespielten Menuett mit der solistischen eleganten Querflöte als Antwort auf die Hörner erklang mit dem finalen „Allegro molto“ das berühmte polyphone Fugen-Thema aus Mozarts Jupitersinfonie. Auch auf der Festschrift sind diese Noten des ursprünglich „gregorianischen Hymnus“ abgedruckt.

Höhepunkt war der Auftritt von der Gautinger Violinvirtuosin Lena Neudauer. Mit den „Romanzen“ von Ludwig van Beethoven folgte das Glanzlicht dieses Abends. Mit absolut sicherem Strich auf ihrer historischen Lorenzo-Guadagnini-Geige ließ sie die Nummer eins in G-Dur musikalisch erstrahlen. Lyrisch, in vollendet innigem Dialog mit dem Gautinger Orchester, spielte die Hochschul-Professorin auch die zweite Romanze in F-Dur. Von der Galerie ertönten Bravo-Rufe. Als Zugabe bot die Solistin zwei höchst anspruchsvoll komponierte Sätze von Fritz Kreisler – technisch brillant.

In der Sinfonie Nr. 33 in B-Dur von Mozart beflügelte Keilhack das mit Bläsern verstärkte Gautinger Orchester nochmals zu Meisterleistungen: Im lebendig interpretierten, dahinjagenden ersten Satz „Allegro assai“ erstrahlte wieder das bekannte Urmotiv aus der Jupiter-Sinfonie, das mit warmem Streicherklang ins Andante moderato mündet. Tänzerisch-rhythmisch erklang das höfische Menuett. Im Finalsatz mit den rhythmischen Streicher-Triolen begeisterten Oboen, Hörner und Fagotte.

Das Publikum bedankte sich mit anhaltendem Applaus. Am Ende blieb nur dieser Wunsch offen: „Wir hoffen, dass die Corona-Pandemie es erlaubt, unser Weihnachtskonzert am 26. Dezember zu veranstalten.“

 

 

Kritik zum Herbstkonzert am 25.10.2020, SZ Starnberg vom 27.10.2020

Höhenflug unterm Dreigestirn

Gautinger Orchestervereinigung und Lena Neudauer spielen Haydn, Mozart, Beethoven

 

Von REINHARD PALMER

Gauting- Das 50. Jubiläum hatten die Musikfreunde Gauting ganz anders geplant. Jetzt war man froh, zumindest wieder vor Publikum spielen zu können. Der Auftritt in der Aula der Gautinger Realschule sollte aber nicht als offizielles Festkonzert gelten, sagte der Vereinsvorsitzender und Konzertmeister Ernst Blümner. Das wolle man erst geben, wenn hinterher ein Anstoßen mit dem Publikum möglich ist. Dennoch gab sich schon jetzt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger die Ehre. Sie bekam auch einen flammenden Appell zu hören: Dirigent Dorian Keilhack bat darum, Künstler und Kulturpublikum nicht im Regen stehen zu lassen. Ohne Publikumskonzerte wird er an seiner neuen Stellung als Chefdirigent der Vogtland Philharmonie wohl auch wenig Freude haben.

Die lange Abstinenz hat bei den Gautinger Instrumentalisten reichlich Musizierlust geweckt. Und mit dem Dreigestirn der Wiener Klassik, Haydn, Mozart und Beethoven, wählte Keilhack ein Programm aus, das die Befriedigung dieses Spielhungers garantierte. Im Höhepunkt lief das Orchester zur Hochform auf, zumal die großartige Solistin, Lena Neudauer an der Violine, mit ihrem so betörend-charaktervollen Ton viel Feuer zu entzünden vermochte.

Beethovens Romanzen sind auch das geeignete Material dafür, der Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Keilhack verstand es, das Orchester in den Begleitpassagen weit zurückzunehmen, um dem weitschweifenden Gesang der Violine in der G-Dur-Romanze op. 40 den nötigen Freiraum zu lassen, auch in den zartesten Tönen zu schwelgen. Die Homogenität überzeugte insbesondere im sensiblen Spannungsaufbau, der auch immer wieder zu heftigen Entladungen führte. In der F-Dur-Romane op. 50 verstärkte sich dieser Wechsel zu einem Kontrastprogramm, meist feierlich rhythmisiert und mit dramatischen Verdichtungen plastisch durchgebildet. Im Zusammenspiel begeisterte Neudauer mit der wehmütigen Melodie, die vom seelenruhigen Zugriff der Geigerin profitierte.

Neudauer genoss den Auftritt sichtlich und ließ es sich nicht nehmen, eine gewichtige Zugabe zu spielen: Fritz Kreislers Recitativo und Scherzo-Caprice op. 6 ist kein kleines, nachrangiges Werk. Nach einem ungarisch-temperamentvollen Rezitativ mit spieltechnischen Finessen, die Neudauer bravourös ausspielte, ging es mit einer spritzig-virtuosen Caprice weiter. Der Meistergeiger Kreisler schrieb sie wohl, um seine eigenen Fähigkeiten am Instrument zu demonstrieren. Doch fokussierte Neudauer vielmehr auf die musikalischen Qualitäten, die dem Werk anspruchsvolle Ernsthaftigkeit zugestanden.

Dirigent Keilhack setzt auf klare Dramaturgie

Auch wenn des weiteren Sinfonien auf dem Programm standen, war das nicht der einzige Alleingang, allerdings kamen die Solisten nun aus den eigenen Reihen. Die mit Verve eröffnete Sinfonie Nr. 13 von Haydn enthält als langsamen Satz ein konzertantes, lyrisches Stück für Violoncello. Die leisen, zarten Passagen hätte man sich etwas weniger zaghaft gewünscht, doch sobald mehr Substanz im Spiel war, kehrte auch die Entschiedenheit zurück. Diese Laut-Leise-Kontraste, wie sie auch schon im Kopfsatz klar ausgeprägt für reiche Differenzierung gesorgt hatten, inszenierten im Trio des schwungvollen Menuetts ein Flötensolo in luftiger Leichtigkeit, vom Orchester wirkungsvoll mit Hochdramatik kontrastiert. Solche Effekte sind nicht leicht auf den Punkt zu bringen, doch mit seinem entschiedenen und klar formulierten Dirigat führte Keilhack die Instrumentalisten sicher zum Ziel. Und im energisch-schwungvollen Finale dann auch nach einem lustvollen Auf und Ab zu einem resolut gesetzten Schlusspunkt. Eine so klare Dramaturgie ist für die Hörer hilfreich, man fühlte sich jedenfalls gut geleitet.

Das sollte auch mit der Sinfonie Nr. 33 von Mozart gelingen, nur mit schlankerer Substanz. Im Vergleich zu Haydn, der in seiner D-Dur-Sinfonie mit vier Hörnern eine Menge Substanz drauflegte, war Mozarts Sinfonie B-Dur wesentlich agiler unterwegs. Vor allem im heiteren Kopfsatz, der einmal mehr zwischen energischen Passagen und klangschöner Leichtigkeit kontrastierte. Hier zügelte Keilhack noch das Orchester mit Zäsuren, um einen wirkungsvollen Bogen zum rasant wirbelnden Finale zu spannen. Nicht ohne ein Andante plastisch durchzumodellieren und schwungvoll ein tänzerisches Menuetto anzuschließen. Zum Finale setzte Keilhack früh, aber auch sehr sachte an. Weitblickend schritt die Entwicklung voran, um nach einer kurzen, furiosen Stretta einen denkbar knappen Schlusspunkt zu setzen. Ovationen.

 

Ernst Blümner, Stefan Gründig, Denise Kirschke, Andrea Weder und Dietrich Weder von der Orchestervereinigung Gauting. Foto: privat

Unvergessliche Serenade

Orchestervereinigung spielt bei Caritas

VON CHRISTINE CLESS-WESLE, Starnberger Merkur vom 5.8.2020

Gauting - Mit einer Freiluft- Serenade machte die Orchestervereinigung Gauting am Wochenende den Bewohnern des Caritas-Altenheims Marienstift eine Freude. Im frisch bepflanzten und noch schattenlosen Innenhof, aber auch von Balkonen und aus Fenstern applaudierten Zuhörer dem Quintett um ersten Geiger Dr. Ernst Blümner.

Mit dem „Minuetto“ von Luigi Boccherini und dem mitreißend gespielten „Hillibilli“-Folk verzauberten die fünf Streicher die Senioren mit heiterer Musik. Zum Auftakt spielten die Musiker die populäre Hornpipe aus der Oper von Henry Purcell mit schwungvoller Rhythmik. Doch wegen Corona war bei dieser Serenade alles anders. Die fünf Streicher saßen oder standen in großem Abstand und weit entfernt vom Publikum im Schatten des Betreu ten-Wohnen-Hauses. Die Idee dazu hatte Konzertmeister Blümner, verrät Astrid Schönauer, die ehrenamtliche Organisatorin vom Verein der Musikfreunde Gauting. Der Arzt und erste Geiger wollte den Senioren wieder eine musikalische Freude bereiten. Auch die Orchestervereinigung selber, die heuer das 50-Jahr-Jubiläum des Vereins der Musikfreunde Gauting mit zwei Konzerten groß feiern wollte (wir berichteten), hat nach dem gemeinsamen Musizieren förmlich gelechzt, erzählt Schönauer. Als die Hygiene-Auflagen wieder etwas gelockert worden waren, hat die Orchestervereinigung deshalb seit Ende Juni in kleinerer Besetzung in der Schlosspark-Remise geprobt - unterm bewährten Dirigat von Dorian Keilhack. Spontan hat sich nach den Proben ein Quintett zusammengefunden und Stücke für die Serenade im Garten des neuen Altenheims ausgewählt.

Nach dem langen Corona- Stillstand hatten nicht nur Bewohner, sondern auch die Streicher sichtbares Vergnügen am Freiluft-Konzert. Blümner und Stefan Gründig spielten die erste und zweite Geige, Denise Kirschke Bratsche, Andrea Weder Cello und Dietrich Weder Bass.

Mitreißend erklang der Marsch aus der Händel-Oper „Flavio“ in der heißen Sommerluft. Die vier Sätze aus dem heiteren Divertimento von Joseph Haydn zauberten ein Lächeln in die Gesichter. Zum finalen „Hillibilli“ kam die große Überraschung: Der ortsbekannte Kunstschreiner Hellmut Baum, Erstbewoh ner des neu gebauten Marienstifts, legte eine flotte Sohle auf die Terrasse. Zur Freude des Publikums und der Musiker steppte der alte Herr, elegant im hellen Sommeranzug mit Baskenmütze, zum „Hillibilli“. Begeisterter Beifall für eine einmalige, unvergessliche Serenade.


 

Heroisch aus der Erstarrung

Die Gautinger Orchestervereinigung probt nach monatelanger Corona-Pause wieder - mit 16 von 35 Musikern und viel Frischluft.

Eigentlich sollte Beethovens "Eroica" am Wochenende im Bosco erklingen. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

VON REINHARD PALMER, Starnberger SZ vom 2.7.2020

Gauting - "Das klingt wie ein Orchester, das habe ich gar nicht erwartet beim ersten Mal", stellte Ernst Blümner am Pult schließlich überrascht fest. Als Konzertmeister der Orchestervereinigung Gauting übernimmt er schon mal die Probenarbeit, wenn Chefdirigent Dorian Keilhack verhindert ist. Hier fiel Blümner zugleich eine ehrenvolle Aufgabe zu, das Streichorchester aus der Corona-Erstarrung zu führen, zudem mit Beethovens "Eroica", die in dem Kontext geradezu einen Symbolcharakter erhielt. Das Werk des diesjährigen Jubilars - Beethovens 250. Geburtstag steht an - hätte bereits am 5. Juli im Bosco erklingen sollen. Doch bevor die Proben beginnen konnten, machte der Shutdown den weiteren Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum des Vereins der Musikfreunde Gauting, dessen erster Vorsitzender ebenfalls Blümner ist, einen Strich durch die Rechnung.

Für Astrid Schönauer von der Geschäftsstelle des Vereins, die sich um die organisatorischen Dinge kümmert, war diese teilnehmerreduzierte Probe auch ein Test für die Umsetzung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen. In der Gautinger Remise vom Schloss Fußberg fand sich reichlich Platz für die 16 erschienenen Musiker, die eine fertige Aufstellung samt Namensschildern an den Stühlen vorfanden. So konnten Abstandsregeln leichter eingehalten werden.

In der zweistündigen Probe geht es schon richtig zur Sache

Reichlich Frischluftzufuhr ließ zwar die Temperatur sinken, doch die eifrigen Instrumentalisten kamen bei dem anspruchsvollen Werk schnell ins Schwitzen. Wenn das Orchester 35-köpfig wieder komplett beisammen ist, wird auch reichlich Frischluft nötig sein.

In der zweistündigen Probe ging es sogleich richtig zur Sache. Im Kopfsatz kam schon zu Beginn der Kontrast zwischen der Staccato-Leichtigkeit der Einführung und dem fließenden Thema deutlich rüber. Blümner motivierte dennoch zu mehr Straffheit in der Rhythmik und scat-sang sich für die Mitspieler hilfreich durch die pointierten Kaskaden. "Wir sind noch nicht richtig homogen in dieser wunderbaren Akustik", motivierte Blümner - und bei jeder Wiederholung kamen die allmählich vertrauten Passagen entschiedener.

"Nicht dieses Hüpfen - bei Dorian vielleicht schon, aber nicht heute bei mir", scherzte Blümner, deutete damit aber auch an, dass Fragen der Interpretation durchaus offen diskutiert werden. Und irgendwie offenbarte sich flugs an dieser Stelle mit den mächtig sägenden Bässen ein deutlich musikantischerer Zugriff, den man Beethoven durchaus zugestehen kann. Mit der Arbeit an einzelnen Elementen, auch schon mal die Spieltechnik betreffend, erschloss sich Stück für Stück die sinfonische Idee. Hier mehr Portato, da ausgeprägteres "Pi-am - Pi-am - Pi-am" in einer steigenden Bewegung, dort ein nachdrückliches Crescendo. Ab "Klammer zwei" - "Damit wir auch eine andere Welt kennenlernen", so Blümner - ging es dann beschwingter zu. Die dramatischen Verdichtungen bekamen sattere Substanz, sodass sich eine Spur von Euphorie breit machte. "Wir haben uns schön eingespielt in diese Musik, aber es muss noch mehr Power haben", feuerte Blümner behutsam an. Und die Power kam auch, zur Begeisterung des Konzertmeisters: "mit dieser Überzeugung hervorragend". Und ließ er mal eine längere Passage am Stück durchspielen, brach sich ein lustvolles Musizieren Bahn. Das tat sichtlich gut und motivierte.

Im zweiten Satz, dem Trauermarsch, überraschten die Musiker mit einer deutlichen Klangfarbenregie. In dunkler, gedämpfter Stimmung prägte Blümner den synkopierten Puls aus. Mit melodiöserem Fluss ging es dann versöhnlich aufgehellt in die lyrische Passage hinein oder mit groovendem Pochen in mächtige Basstiefen hinab. Gerade der spieltechnische Ansatz forderte viel Detailarbeit, zu der Blümner schon mal einen Blick in die Noten der Instrumentalisten werfen musste.

Da drängte sich wieder Corona in den Vordergrund: Abstandsregel und Atemschutz. Blümner machte es anders, nahm den Notenständer zur Seite. Lästig, aber machbar. "Das genießen wir jetzt noch einmal", hieß es dann, um mit dem schon lustvoll fließenden Abschnitt belohnt zu werden und eine Portion Motivation für die nächste Probe mitzunehmen.

Bis alles samt Bläsern funktioniert, wird es noch eine Weile dauern. Aber wann das nächste Konzert möglich sein wird, steht ja ohnehin in den Sternen. Im Oktober in der Aula der Gautinger Realschule mit dem Publikum auf der umlaufenden Galerie sei ein Wunschziel, so Astrid Schönauer. Man müsse die Entwicklung abwarten. Ob Beethovens Eroica dann weiterhin auf dem Programm stehen wird, bleibt auch offen. Wichtig ist nur, dass es weitergeht und die engagierten Instrumentalisten und Instrumentalistinnen ihren Durst nach gemeinsamem Musizieren wieder stillen können.

Gauting - Der Vorsitzende Dr. Ernst Blümner und die ehrenamtliche Organisatorin Astrid Schönauer haben am Donnerstag das allererste Exemplar der gedruckten Festschrift „50 Jahre Verein der Musikfreunde Gauting“ Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger als Geschenk überreicht. Trotz derzeit noch strahlender Sonne fallen Wermutstropfen ins Jubiläumsjahr: Wegen Corona musste schon das erste Festkonzert im Beethovenjahr am 29. März abgesagt werden.

Durch die Ausgangsbeschränkungen konnte die Orchestervereinigung weder Proben abhalten noch Konzerte - auch nicht die unterm Dach des „Vereins der Musikfreunde“. Dem ist nicht nur das erste Jubiläumskonzert zum Opfer gefallen. „Es macht keinen Sinn: Wir können nicht üben“, sagt der erste Violinist. Dr. Ernst Blümner. „Schweren Herzens müssen wir nun auch das zweite Konzert am 5. Juli absagen", bedauert Astrid Schönauer, deren Ehemann im Orchester mitspielt. Auf dem Programm stand Beethovens berühmte „Eroica“.

Mit dem verlangten Zwei- Meter-Abstand zwischen den 30 Streichern des Gautinger Orchesters und den Bläsern wäre noch nicht einmal ein Open-Air-Konzert im Gautinger Schlosspark denkbar. Denn die Musiker hörten sich bei dieser Distanz gar nicht mehr, sagt Blümner. Auch den Profi-Bläsern, die die Gautinger Laienmusiker verstärken, musste daher abgesagt werden. „Um niemanden zu gefährden, warten wir lieber zu bis Ende August“, blickt Astrid Schönauer voraus. Sie hofft, die Jubiläumskonzerte ab diesem Zeitpunkt nachholen zu können.

Bis dahin müssen Gautings Musikfreunde mit der Festschrift vorlieb nehmen. Blümner und Schönauer haben die Broschüre unter dem Titel „Die Liebe zur Musik“ mit der Stockdorfer Graphikdesignerin Maja Zorn ansprechend gestaltet. Zur Einweihungsfeier des Otto-von-Taube-Gymnasiums am 26. Juni 1969 hatte das Gautinger Orchester Premiere gehabt, ist dort nachzulesen. Am 21. Februar 1970 folgte auf Initiative von Helmut Blau die Vereinsgründung. „50 Jahre Verein der Musikfreunde Gauting sind 50 Jahre gelebte Gautinger Kultur. Mein Respekt!“, dankt Bürgermeisterin Kössinger in ihrem Grußwort der Jubiläumsschrift.

 

Weihnachtskonzert am 26.12.2019

Foto: privat
Festliche Stimmung in der vollbesetzten Kirche St. Benedikt in Gauting: Bachs Weihnachtsoratorium (Kant. 4-6) mit der Orchestervereinigung Gauting, dem Chor St. Benedikt unter Dorian Keilhack; Foto: privat

 

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2019, SZ Starnberg vom 28.12.2019

Alles im Fluss

Wenige Tage nach der Herrschinger Aufführung nimmt sich auch Dorian Keilhack mit der Orchestervereinigung Gauting und dem Chor von St. Benedikt die drei selten gespielten Kantaten des Weihnachtsoratoriums vor.

 

Von REINHARD PALMER

Gauting- Die Kantaten IV-VI des Weihnachtsoratoriums von Bach haben in der Regel das Nachsehen, weil sie das weniger festliche, nachweihnachtliche Geschehen der Evangelien thematisieren. Nicht so im Landkreis Starnberg in diesem Jahr. Anton Ludwig Pfell hat die Geschichte von der Beschneidung Christi bis zur Huldigung durch die drei Könige erst vor wenigen Tagen in Herrsching aufgeführt. Nun folgten die Musikfreunde Gauting mit der Orchestervereinigung und dem Chor von St. Benedikt nach.
Einen Unterschied gab es schon mal: Während Pfell Kirchenmusiker ist und seinen Chor ganzjährig betreut, kommt Dorian Keilhack, Kapellmeister und Leiter der Orchestervereinigung, vor allem aus dem instrumentalen Fach. Die Choreinstudierung übernahm für ihn in bewährter Entschiedenheit der einstige Kirchenmusiker von St. Maria in Starnberg, Bernard Texier. Keine unübliche Arbeitsteilung, doch im Ergebnis eben anders. Grob vereinfacht ausgedrückt: insgesamt symphonischer.

Den Echoeffekt übernimmt eine Geigerin auf der Empore

Einig waren sich beide Interpreten am Dirigentenpult, was das straffe Tempo und die energische Ausgangscharakteristik des in Gauting strahlend ausbalancierten Chores "Fallt mit Danken, fallt mit Loben vor des Höchsten Gnadenthron!" betraf. Die noch recht jungen Solisten gaben ebenfalls ein ähnliches Klangbild ab, vielleicht ein wenig heller, doch nicht minder einfühlsam.
Sopranistin Sofia Pisching und Mezzosopranistin Eva Schöler in der Alt-Rolle sind Zöglinge des Tiroler Landeskonservatoriums in Innsbruck, wo Keilhack die Opernschule leitet und sich mit den beiden Stimmen gut vertraut machen konnte. Die Männerstimmen rekrutierte er offenbar direkt von der Opernbühne weg: Der Südkoreaner Hyungseok Lee ist Münchner Staatsopernchorist bei den Tenören. Und Bariton Christian Hilz, in Gauting in der Bassrolle, verriet mit seinem etwas schärferen Timbre seine Betätigung im solistischen Fach auf diversen Bühnen.
Der kleine Unterschied der Aufführungen wurde vor allem in den Besonderheiten der drei letzten Teile des Werkes deutlich. So etwa die Überlagerung vom erzählerischen Rezitativ (Bass) mit "Immanuel, o süßes Wort" und dem lyrisch-breit fließenden Choral (Sopran) "Jesu, du mein liebstes Leben", die Keilhack als eine Duett-Szene transparent ausbalancierte. Verglichen mit Pfell opferte er dabei die emotionale Eigenständigkeit doch ein Stück weit: ein Kompromiss zugunsten der musikalischen Farbschönheit im Zusammenwirken. Konsequent dann auch auf den besonderen Echo-Effekt ausgerichtet, verlegte Keilhack bei "Flößt, mein Heiland" den Wiederhall auf die Empore, wo - man staune - eine Geigerin aus den Reihen des Orchesters das Sopran-Echo souverän gab, auch wenn Keilhack schon mal mit den Richtungen der Einsätze dabei etwas aus dem Konzept geriet.
Aber auch die instrumentalen Echo-Effekte erklangen in der Pfarrkirche St. Benedikt ausgeprägter und entfalteten so eine stärkere räumliche Wirkung. Wo auch immer Bach die Gelegenheit dafür bot, behielt Keilhack aber ansonsten die Melancholie als zentrale Charaktereigenschaft im Blick, um davon ausgehend in feinsten Nuancen zu changieren: mal ins Lyrische, mal ins Dramatische, mal auch ins Glanzvoll-Feierliche hinein, und zwar behutsam und ohne die melodische Diktion zu verlassen. Anders als Pfell, der sich gelegentlich - vor allem in den Chören - zwar nicht minder behutsam, aber durchaus hörbar auf ein rhythmisches Skandieren einließ.
Auch darin unterschieden sich die Interpretationen: Pfell setzte auf packendes Swingen, Keilhack bevorzugte das symphonische Wogen, daher weniger vorantreibend und stets in einem geschmeidigen Fließen begriffen.
Der Sieger dieses Vergleichs blieb Johann Sebastian Bach, dessen Musik sich als wandelbar und reich in der Ausdrucksfähigkeit zeigte - und in beiden Fällen ihrem großen Urheber treu blieb. Besuch und Applaus fielen denn auch in beiden Fällen überwältigend aus.

 

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2019, Starnberger Merkur vom 28.12.2019

Zentrale Echo-Arie, die begeistert

Weihnachtsoratorium in St. Benedikt

VON CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting - Mit der Aufführung der Teile IV bis VI des Bachschen Weihnachts-Oratoriums begeisterten am zweiten Weihnachtsfeiertag das Orchester der Musikfreunde Gauting und der von Bernard Texier einstudierte Chor von St. Benedikt. Unter der bewährten Leitung von Dorian Keilhack, verstärkt mit Solisten wie Sopranistin Sofia Pisching und Altistin Eva Schöler, bot in der ausgebuchten Pfarrkirche auch die selten zu hörende Echo-Arie zum Namen „Jesu“ über Leben und Sterben ein besonderes Hörerlebnis.

Im Mittelpunkt des barocken Chorwerkes des Leipziger Thomas-Kantors Johann Sebastian Bach, komponiert zum Neujahrstag, zum Sonntag danach und zu „Epiphanias“ (Heilige Drei Könige), steht der Name Jesu. Zu gedämpfter, meditativer Orgel singt der Evangelist - der koreanische Tenor Hyungseok Lee - von der Beschneidung Jesu. Außergewöhnlich: Zur Sopran-Arie „Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen, jenen strengen Schrecken ein?“ erklingt schließlich das Echo zur Angst vor dem Tod. „Sollt ich nun das Sterben scheuen?“ fragt die Altistin. Das freudige „Ja, Ja!“ der Sopranistin Sofia Pisching zur Hoffnung auf Jesus als „Erlöser“ erklingt als Antwort von der Empore.

„Ehre sei dir, Gott, gesungen“, eröffnet der Chor in den lichten Höhen von A-Dur. Die Continuo-Gruppe - Cellistin Andrea Weder, Organist Franz Wich - bringt das lebhafte, mitreißende „Vivace“ mit kontinuierlichen Achtelbewegungen in Schwung. „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ fragen die drei Weisen aus dem Morgenland. „Sucht ihn in meiner Brust“, antwortet Eva Schöler in ihrem wunderbar modulierten Alt. Umschmeichelt von der Solo-Violine des ersten Gautinger Konzertmeisters Dr. Ernst Blümner fragen die drei Weisen bang nach dem Erscheinen des Herrn. „Schweigt, er ist schon wirklich hier“, weist sie die Altstimme zurecht.

Zu vollem Orchester mit Trompeten und Pauken wiederum eröffnet der Chor den triumphal komponierten Schluss-Satz zum „Epiphanias“, dem Erscheinungstag der Heiligen Drei Könige: „Du Falscher, suche nur den Herrn zu fallen“, singt Sopranistin Sofia Pisching. Ergreifend, zart, erhebt sich der wunderbar differenziert gesungene Choral „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesulein, mein Leben“ in der Gautinger Pfarrkirche.

Das Rezitativ von Sopran, Alt, Tenor und Bass (Christian Hilz) „Was will der Höllen Schrecken nun?“ mündet in den wunderbar tröstlichen Bachschen Choral „Wie soll ich dich empfangen“ mit Orchester.

Das andächtig lauschende Publikum in der Pfarrkirche antwortet auf den Vortrag mit begeistertem Jubel. Unter nicht enden wollenden Beifall mischen sich sogar Bravorufe.

 

2. Sinfoniekonzert am 7.7.2019

Foto: privat
Alma Keilhack (Violine) und die Orchestervereinigung Gauting unter Dorian Keilhack; Foto: privat

 

Kritik zum Sommerkonzert am 7.7.2019, SZ Starnberg vom 10.7.2019

Von REINHARD PALMER

Höhenflüge an der Violine

Alma Vivienne Keilhack spielt mit der Orchestervereinigung Gauting im Bosco

 Gauting - Nachdem im Frühjahrskonzert der Musikfreunde Gauting die 13-jährige Milana Nosek als Solistin in einem Mozart-Klavierkonzert aufgetreten war, stand nun im Sommerkonzert im Bosco die Violine im Mittelpunkt. Dorian Keilhack am Pult der Orchestervereinigung Gauting, hatte dafür seine ebenfalls 13-jährige Tochter Alma Vivienne, derzeit am Pre College der Musikhochschule Würzburg betreut, unter seine Fittiche genommen. Auf dem Pro­gramm eines der populärsten Violinkonzerte: Max Bruchs g-Moll-Konzert op. 26. Die Beliebtheit des Werkes hat seine Gründe. Es bietet den Solisten eine außergewöhnliche gestalterische Bandbreite. Für Alma ein weites Feld, ihre Fähigkeiten am Instrument zu demonstrieren, was allerdings zugleich die Schwierigkeit mit sich brachte, diese Vielfalt unter einen großen Bogen zu kriegen, damit der schlüssige Aufbau offenbart wird. Das gelang Dorian Keilhack überzeugend, da die Orchestervereinigung Gauting wieder mal ein gutes Stück über sich hinauswuchs, was Straffheit, Präzision, und Homogenität anging. Das hatte das Orchester schon zu Beginn mit Beethovens Ouvertüre zu „Coriolan“ c-Moll op. 62 mit einer souveränen Kontrastierung zwischen kraftvoller Dramatik und geschmeidiger Melodik vorgeführt. Die Höchstleistung zeigte sich im Ausdruck, explizit im geheimnisvoll verdunkelten Schluss, der eine ausgeprägte Atmosphäre ausbreitete und eine magische Spannung im Raum zurückließ.

Alma war bisweilen stark gefordert, ihre Violinstimme über die Fülle des homogenen Orchesters empor zu heben. Wenn sie mit großem, elegischen Ton zu Höhenflügen aufbrach, fühlte sie sich sichtlich wohl. Dennoch war ihre Sensibilität immer spürbar, zudem mit einem berührend empfindsamen Adagio auch zu hören. Bisweilen schien sie schon im Kopfsatz vor ihrer eigenen Virtuosität zu erschrecken, dann wankte ihre Sicherheit, damit ihre Intonation und Geläufigkeit. Obgleich Alma vor wenigen Wochen in ihrer Altersgruppe auf Bundesebene den Wettbewerb Jugend Musiziert gewann, ist die Herausforderung, sou­verän vor ein Orchester zu treten, noch ein paar Nummern größer. Aber sie behielt die Nerven, fand immer wieder zu ihrer Selbstbeherrschung zurück, was wiederum ihr Selbstvertrauen sichtlich stärkte.

Im Finale stimmte dann einfach alles, sowohl bei Alma Vivienne wie beim Orchester. Mit einer packenden Dramaturgie schmetterte Alma bravourös das Thema, erschreckte auch nicht vor den virtuosen Passagen, entwickelte gar ein feuriges Temperament, das sie im lyrischen Abschnitt in Leidenschaft umzumünzen ver­stand. Mit dem straffen und substanzvollen Orchester gelang so ein fulminantes Finale. Das begeisterte Publikum bekam noch einen geistvollen Bach-Satz für Violine solo als Zugabe.

Auf diese Weise freigespielt, konnte die Orchestervereinigung in der „italienischen“ Sinfonie A-Dur op. 90 von Mendelssohn noch einmal alle Register ziehen. Keilhack tat gut daran, zwischendurch die Zügel locker zu lassen, um dann in den rhythmisierten Passagen mit strenger Stabführung Straffheit und Präzision abzurufen. Auch wenn das fließende Wogen der Streicher im dritten Satz etwas aus der Homogenität geriet, zeigte sich das Orchester sonst einhellig in der Gestaltung der dramaturgischen Verläufe. Das sollte im Schlusssatz mit dem Saltarello-Tanz ein Superlativ werden. Trotz spritziger Leichtigkeit und schlanker. Linie bereitete das Orchester mit Bravour ein eindrucksvolles Finale aus einem Guss. Das Publikum applaudierte frenetisch.

 

Kritik zum Sommerkonzert am 7.7.2019, Starnberger Merkur vom 9.7.201919

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Bravi und begeistertes Getrampel

Orchestervereinigung Gauting überzeugt mit Konzert im Bosco

Gauting - Die Orchestervereinigung der Musikfreunde Gauting hat am Sonntagabend im ausgebuchten Bosco-Saal abermals eine musikalische Sternstunde geboten. Unter dem Dirigat ihres Vaters Dorian Keilhack spielte die erst 13-jährige Jugend-musiziert-Preisträgerin Alma Vivienne das anspruchsvolle Violinkonzert g-Moll von Max Bruch. Höhepunkt war die vom Orchester beschwingt intonierte „Italienische“ Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Für blutjunge Solistinnen ist das eine große Herausforderung. Obwohl erst 13 Jahre alt, beeindruckte Alma Vivienne Keilhack als Solistin des Bruch-Konzertes. Unterstützt wurde die Preisträgerin von Jugend musiziert durch ihren Vater Dorian Keilhack, der seiner talentierten Tochter präzise die Einsätze vorgab. Innig intonierte die junge Violinistin, die schon mit drei Jahren bei ihrer Mutter Geige lernte, das berührende Adagio. Nach dem effektvollen, temporeich hingelegten finalen Allegro energico brandeten Beifall und Bravo-Rufe durch den Saal. Dass Alma Keilhack im Spiel mit dem großen Orchester auch etwas Unsicherheit vermittelte, verzieh ihr das Publikum sofort: Sie intonierte eine Bach-Partita als Solo-Zugabe virtuos.

Die Glanzleistungen entlockte Dorian Keilhack seinem Orchester. Absoluter Höhepunkt war die „Italienische“ Sinfonie. Felix Mendelssohn Bartholdy hatte dieses schwungvolle Werk während einer Bildungsreise auf Goethes Spuren in Italien komponiert. Aus einem Guss eröffnete das mit Profi-Bläsern verstärkte Orchester den lebhaften Kopfsatz. Mit dem Puls zart getupfter Basstöne gleitet der rhythmische Tanz ins Melancholische. Zum Finale mit dem temperamentvollen neapolitanischen „Saltarello“, der strahlend in A-Dur beginnt, wechselt die Rhythmik mit zartem Bläser-Echo ins düstere Moll. Begeistertes Getrampel im Publikum.

 

Foto: privat
Dorian Keilhack und seine Orchestervereinigung Gauting begeistern im bosco; Foto: privat

 

1. Sinfoniekonzert am 24.03.2019

Foto: Astrid Schönauer
Milana Nosek (Klavier) und die Orchestervereinigung Gauting unter Dorian Keilhack; Foto: Astrid Schönauer

 

Kritik zum Frühjahrskonzert am 24.03.2019, SZ Starnberg vom 26.03.2019

Von REINHARD PALMER

Licht und Schatten

Orchestervereinigung und Milana Nosek im Bosco

Gauting - Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn sind zwar nicht zu unterschätzen, doch im Vergleich zu den Werken späterer Epochen dieser Gattung noch eine relativ leichte Kost. Selbst für Amateure wie die Orchestervereinigung Gauting.

Für Dorian Keilhack am Pult bot dies eine Gelegenheit, den rein musikalischen Aspekt in seinem Dirigat zu fokussieren, es also einfach mal mit lockeren Zügeln laufen zu lassen in allen nötigen Ausprägungen. So erlebte das Publikum im Gautinger Kulturhaus Bosco einen recht lässig, virtuos und mit Elan agierenden Keilhack, zugleich aber auch stark durchgebildete Werke der beiden Komponisten mit all ihren Licht-Schatten-Kontrasten, ihren dramatischen oder auch melodisch schönen Wendungen, den plastisch geformten Übergängen und dem Wechsel zwischen Leichtigkeit und Schwere.

Die Musiker überzeugen mit Spielfreude und rhythmischer Präzision

Der Gesamteindruck war daher auch von der daraus resultierender Musizierlust und der Spielfreude des Orchesters geprägt. Auch wenn die schwungvolle Beherztheit nicht immer ganz so einhellig und sauber intoniert daherkam.

Was homogen allerdings bestens funktionierte, das war die rhythmische Straffheit, das energisches Pointieren und das berüchtigte Tempohalten. Schon mal eine reiche Ausbeute für ein Amateurorchester mit begrenzter Vorbereitungszeit, das mit Mozarts Sinfonie Nr. 4 D-Dur und den Haydn-Sinfonien Nr. 1 D-Dur und Nr. 91 Es- Dur doch schon recht viel zu verinnerlichen hatte.

Zumal gewiss auch viel Arbeit in Mozarts Klavierkonzert Nr. 17 G-Dur geflossen ist. Die 13-jährige Milana Nosek hatte als Klaviersolistin offenbar schon die Mozart-Konzerte Nr. 12 und 8 an der Altenburger Musikakademie mit dem Vienna International Orchestra aufgeführt. Sie hat eine herausragende Spieltechnik und gestaltet überaus musikalisch in perlender Klangschönheit. Und die gebürtige Starnbergerin vermag es außerdem, vielfarbig zu changieren und anschlagstechnisch reich zu differenzieren.

Doch ihre physischen Kräfte reichten jedenfalls im Bosco nicht aus, ihren solistischen Part angemessen über den orchestra­len Klangkörper zu erheben. Keilhack nahm das Orchester zwar extrem zurück, sodass schon die geringste Verdichtung und Intensivierung wie ausgeprägte Dramatik wirkte. Aber er konnte damit der jungen Pianistin immer noch nicht genügend Gehör verschaffen.

Allenfalls in den voluminöseren Passagen mit wogenden Arpeggien bekam ihr Spiel die nötige Fülle, um zumindest als Orchesterinstrument mithalten zu können. Solange noch die Routine fehlt, hängt Vieles von der Tagesverfassung ab. Wie auch immer: Milana Nosek war sich stellenweise ihrer Sache nicht sicher, mal von Textlücken abgesehen.

Aber das Klavierkonzert Nr. 17 ist auch kein simples Schülerkonzert. Mozarts hochbegabte Schülerin Barbara von Ployer, die das Werk in Auftrag gegeben hatte, spielte es erst im Alter von 19 Jahren, als Persönlichkeit gefestigt und natürlich mit reichlich Routine. Dennoch ernte­te Milana Nosek höchste Bewunderung beim Publikum. Gleiches galt für die Orchestervereinigung, die für ihren mitreißenden Vortrag begeisterten Applaus bekam.

 

 

Einstimmung der Zuhörer auf Joseph Haydn

Foto: Astrid Schönauer
Dorian Keilhack, Dirigent der Orchestervereinigung Gauting stimmt die Zuhörer auf die wunderbare Musik Joseph Haydns ein; Foto: Astrid Schönauer

 

Kritik zum Frühjahrskonzert am 24.03.2019, Starnberger Merkur vom 26.03.2019

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Junge Pianistin Milana Nosek erobert die Gautinger Herzen

13-Jährige brilliert im Bosco mit Mozarts anspruchsvollem Klavierkonzert in G-Dur

Gauting - Der Pool begabter Nachwuchsmusiker im Würmtal ist offenbar unerschöpflich: Beim Frühlingskonzert des Vereins der Musikfreunde im Bosco begeisterte die erst 13-jährige Gautinger Gymnasiastin Milana Nosek. Einfühlsam geführt von Dirigent Dorian Keilhack bot die talentierte Jungstudentin der Münchner Hoch-schul-Professorin Silke Avenhaus mit der Orchestervereinigung Gauting das anspruchsvolle Mozart-Klavier- Konzert in G-Dur mit zarter Grandezza.

Verstärkt von zwei Oboen und Hörnern, erklingt die übermütige Fanfare zum Konzert-Auftakt heiter, be­schwingt. Dirigent Keilhack lässt das Allegro mit seiner Orchestervereinigung musikalisch grandios erstrahlen. Nach dem getragenen, schwelgerisch interpretierten Andante mündet die Komposition ins flott dahinjagende Presto. Freudiger Applaus erfüllt den Bosco-Saal.

Es ist mucksmäuschenstill, als der Dirigent mit der zierlichen Milana Nosek erneut die Bühne betritt. Mit dem durch Profibläser verstärkten Orchester erklingt Mozarts bekanntes Klavierkonzert G-Dur. Seiner begabten Schülerin Barbara hatte der Komponist das technisch und musikalisch anspruchsvolle Werk gewidmet. Milana Nosek nimmt die große Herausforderung Mozarts an. Unter ihren geübten Fingern perlen die schwierigen, aber spielerisch klingenden Läufe des Allegros nur so dahin - im perfekten Dialog mit dem Orchester. Die 13-jährige Schülerin spielt auswendig, mit bewundernswert elegant-leichtem Anschlag. Im zweiten Satz, dem Andante, sind wunderbare Holzbläser-Soli zu hören. Die vom Orchester aufgebaute Spannung führt die zarte Pianistin berührend weiter - bis zum finalen Triller. Mit ihrem technisch ausgefeilten Anschlag bietet die junge Pianistin das heiter-turbulente Allegretto spielerisch - und mit beachtlichem Tempo. Mit Blumen, begeistertem Beifall und einzelnen Bravorufen danken die Gautinger dem neu entdeckten Ausnahmetalent.

„Mit Humor, sehr viel Spielfreude und Witz“ habe Joseph Haydn seine Sinfonien geschrieben, verrät Dirigent Keilhack an seinem Pult. Im zweiten Programmteil bietet die Orchestervereinigung, verstärkt mit Hörnern und Oboen, die kontrastreich komponierte frühe Haydn- Sinfonie in D-Dur. Dynamische Kontraste mit rhythmi­schem Drängen entlockt Keilhack dem Ensemble im Presto. Das besinnliche Andante mündet in den mit Spielfreude gebotenen Schlusssatz im Dreiachteltakt.

Mit der späteren Haydn- Sinfonie in Es-Dur überzeugt die Orchestervereinigung abermals. Ergänzt mit Flöte, zwei Oboen, zwei Fagotten und zwei Hörnern vermittelt der Dirigent die Lebendigkeit des Largo-Allegro assai perfekt - bis hin zu den reichen Trillerketten des Andante. Nach dem reich komponierten, finalen Vivace-Satz mit den schelmisch interpretierten Achtelläufen bleibt kein Wunsch mehr offen.

Aufs nächste Konzert am 7. Juli darf man gespannt sein. Solistin Alma Vivienne Keilhack, Tochter des Dirigenten, spielt das Violinkonzert g-Moll von Max Bruch.

 

Kulturevent an jedem 12. des Monats - 12. Februar 2019

"Kleine Kulturhäppchen"

Kulturevent an jedem 12. des Monats

Kunst und Kultur am Bahnhof mit der Kulturplattform Gauting

Von Ulrike Seiffert im Würmtalboten KW 08 2019

Gespräch, Fragerunde, Probenluft schnuppern: beim zweiten Event der Zwölfer-Reihe der Gautinger Kultur­plattform kam die Gautinger Orchestervereinigung zu Wort. Dirigent Dorian Keilhack und erster Vorsitzender Ernst Blümner sprachen über Historisches und neue Pläne und luden die Zuschauer zur Probe im Pfarrsaal ein.

Dr. Ernst Blümner (li) und Dorian Keilhack (re); Bild: us

Gauting -  Der Verein Kulturplattform Gauting e.V. hat seit Gründung im letzten April schon einiges bewegt. Zunächst einmal brachte der Verein beim Gautinger Kulturfestival zehn Tage lang Kunst- und Kulturschaffende der Gemeinde zusammen und stellte in und um den Bahnhof sowie im Schlosspark ein Feuerwerk von Aktionen und Events auf die Beine. „Wir sind schon lange untereinander in Kontakt und haben im Gespräch festgestellt, dass es einen großen Bedarf am Vernetzen und Sichtbarmachen unserer vielen Gautinger Kulturschaffenden gibt“, erklärte Gründungsmitglied Rosemarie Zacher. Der Verein gebe den Rahmen für die Zusammenarbeit und kümmere sich um Unterstützung und Spenden.

Die Mammutveranstaltung eines Kulturfestivals kann nicht jedes Jahr wiederholt werden. „Das war uns klar. Aber immer mal ein Highlight setzen und ein Zeichen geben - das können wir allemal“, so Zacher. Während des lebendigen Adventskalenders spielte der Verein eine Rolle und will nun auch in diesem Jahr „kleine Kulturhäppchen“ anbieten.

 

Dr. Sylvia Krauss-Meyl, Peter Siegbourgh, Elke Groebler, Rosemarie Zacher und Usha Voß; (von li) Bild: us

Kulturplattform Gauting e.V. mit Dr. Sylvia Krauss-Meyl, Peter Siegbourgh, Elke Groebler, Rosemarie Zacher und Usha Voß will die Kunst- und Kulturressourcen bündeln, sichtbar machen und nach Kräften unterstützen. In diesem Jahr wird dies im Rahmen der „Zwölferreihe" geschehen.

Die 12er-Reihe

„Wir haben uns vorgenommen, jeweils am zwölften eines Monats ein besonderes Ereignis anzubieten“, ergänzte Gründungsmitglied Elke Groebler. Ort des Geschehens sei stets der Bahnhof beziehungsweise die Räume der ehemaligen Pizzeria, im Sommer auch der Platz vor uns neben des Bahnhofs. Die originelle Idee sei „ganz leicht und locker“ entstanden. „Wir sind damit auf keinen bestimmten Wochentag festgelegt und rufen uns dennoch in schöner Regelmäßigkeit ins Gedächtnis“, so auch Gründungsmitglied Sylvia Krauss-Meyl. Am 12. Januar war Eventstart mit dem Gautinger Schauspieler und Musiker Matthias Friedrich und seiner Band. Zwischen der Musik las Friedrich Texte. „Unser Start war grandios! Es war eine tolle Veranstaltung und der Raum im Bahnhof voll besetzt“, so Groebler. Am 12. Februar stellte sich der Verein der Musikfreunde Gauting e.V. und seiner Orchestervereinigung Gauting vor. Dazu boten der Dirigent Dorian Keilhack und der erster Vorsitzende Ernst Blümner eine lockere Fragestunde über den Werdegang des Dirigenten, über Vergangenes und die Pläne des Künstlers und des Vereins. Am Ende luden beide die Anwesenden zur Probe in den Pfarrsaal ein.

Vorbeischauen lohnt sich

Ganz wichtig für alle Interessierte: im nächsten Jahr wird der Verein 50 Jahre alt und hat einige Highlights vorbereitet. Aber auch die diesjährigen Konzerte versprechen Ohren- und Augenschmaus, zum Beispiel am 24. März beim ersten Sinfoniekonzert im bosco. Für die nächsten Daten sind das Kulturspektakel und Künstler aus der Reismühle angefragt. Auch Abende mit Johannes X. Schachtner, der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte und vieles mehr sind vorgesehen.

„Wir als Schule der Phantasie werden am 12. August ein ganz besonderes Ferienprogramm zeigen“, erzählte Zacher, „und sind mit unser Kulturplattformreihe dann gleich auch im offiziellen Ferienprogramm der Gemeinde vertreten.“ Schon die ersten beiden Male im Januar und im Februar seien ein vielversprechender Anfang für die „12er Reihe“ gewesen. „Die Leute kommen, schauen vorbei und nehmen etwas Schönes in den Abend hinein mit“, freute sich Zacher. „Genauso war es von uns gewünscht: kleine Veranstaltungen, die Lust auf mehr machen, die inspirieren und die Leute zusammenbringen. In diesem Sinne machen wir weiter. Man darf gespannt sein.“

 

"Die Gautinger geben immer alles"

Abend rund um die Orchestervereinigung: Dorian Keilhack im Gespräch mit Dr. Ernst Blümner

VON CHRISTINE CLESS-WESLE (Starnberger Merkur vom 16./17.02.2019)

Gauting - In der neuen Reihe „12. des Monats“ der Gautinger Kulturplattform erlebte das Klassik-Publikum am Dienstagabend einen weiteren Höhepunkt: Dorian Keilhack, Dirigent der Orchestervereinigung Gauting, sprach mit dem ersten Geiger und Vereinsvorsitzenden Dr. Ernst Blümner über fast 50 Jahre Musikfreunde Gauting. Ein unterhaltsamer Abend mit informativen Plaudereien über Klassik.

Im lockeren Gespräch fragte Blümner den Dirigenten und Pianisten Dorian Keilhack nach seinen Erfahrungen mit „den Gautingern“. Das Besondere: Im örtlichen Sinfonieorchester unterm Dach der „Musikfreunde Gauting“ musizieren ambitionierte „Animateure“ mit Profis. Blümner war fast von Anbeginn als erster Konzertmeister dabei:

Zum ersten Mal spielte das vom Elternbeirat gegründete „Suburb“-Orchester am 15. Juni 1969 beim Einweihungskonzert des Otto-von-Taube-Gymnasiums. Erster Dirigent war der fesselnde, extrovertierte Schwarzafrikaner George Byrd. Es folgte Ulrich Weder, damals musikalischer Leiter am Münchner Gärtnerplatztheater. Doch nach sieben Jahren erhielt Weder einen Ruf nach Bremerhaven. Erst 1993 kam der Dirigent wieder zurück: Bis zu seinem Tod 2012 stand der Klinge-Preisträger am Pult der Orchestervereinigung. Und an dieser Stelle kommt Dorian Keilhack ins Spiel.

Der gebürtige Nürnberger, Musiker in vierter Generation, Pianist, Dirigent und Leiter der Opernschule Innsbruck, hat unter anderem bei Ulrich Weder studiert. Die Musikerfamilien Weder und Keilhack „waren eng befreundet“, erzählte Dorian Keilhack. Deshalb habe ihn Sängerin Susanne Winter nach dem Tod ihres Vaters gefragt, ob er nicht als Dirigent beim Gautinger Weihnachtskonzert 2012 einspringe. Und dabei blieb's. Seither ist Keilhack musikalischer Leiter „der Gautinger“.

Doch wie schafft er sein enormes Arbeitspensum? Keilhack (51), der mit seiner Familie in Erlangen lebt, pendelt nicht nur zwischen Oberfranken, Gauting und Innsbruck - er hat auch 80 Klavierkonzerte im Repertoire und konzertierte unter anderem mit dem Gewandhaus Leipzig. Mit den Berliner Sinfonikern gastierte der Dirigent gerade in Asien. „Mein Lebenselixier ist die Musik - und ich brauche nur drei bis fünf Stunden Schlaf“, verriet Keilhack. Wo liegen die Unterschiede zwischen Profi-Orchestern und „den Gautingern“? „Profis sind schneller in der Auffassung, aber in Gauting spüre ich den musikalischen Enthusiasmus“, sagt ihr Leiter: „Die Gautinger geben immer alles.“

 

Hauptprobe Frühjahrskonzert 2017 - Höchst motiviert: Dorian Keilhack und seine Gautinger Orchestervereinigunge
Übung macht Meister, auch in Gauting: Dorian Keilhack, Dirigent der Orchestervereinigung Gauting, berichtet in der Reihe "12. des Monats" über seine Arbeit mit "den Gautingern". Foto: privat

Wie dieses „Alles“ klingt, hört das Publikum von der CD: Als der Jubel „Jauchzet frohlocket“ mit Chor St. Benedikt und dem Orchester aus dem Bachschen Weihnachtsoratorium erklingt, lauschen die Zuhörer hingerissen. „Man glaubt nicht, dass das die Gautinger sind“, räumt Keilhack ein.

Am 24. März sind „die Gautinger“ unter der Leitung Keilhacks mit der jungen Gautinger Pianistin Milana Nosek zu hören. Das Mozartsche Klavierkonzert G-Dur steht auf dem Programm. Am 7. Juli spielt die Orchestervereinigung das Violinkonzert g-Moll von Max Bruch im Bosco: In der Tradition von der heutigen Weltklassegeigerin Julia Fischer, konzertiert Alma Vivienne Keilhack (12), Jungstudentin in Würzburg und Tochter des Dirigenten, mit „den Gautingern“.

 

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2018, Starnberger Merkur vom 28.12.2018

Weihnachtsoratorium öffnet alle Herzen

Aufführung von Orchestervereinigung, Kirchenchor und Solisten begeistert Publikum

VON CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting - „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage.“ Den andächtig lauschenden Zuhörern in der vollbesetzten Gautinger Pfarrkirche St. Benedikt ging bei diesem Konzert-Auftakt mit Pauke sofort das Herz auf. Dorian Keilhack, Leiter der Orchestervereinigung Gauting und der Opernschule Innsbruck, beflügelte den verstärkten Laienchor von St. Benedikt bei der Aufführung des Bachschen Weihnachtsoratoriums erneut zu Höchstleistungen.
Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach mit den wunderbaren Chorälen und Arien kann man nicht oft genug hören. „Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören.“ Als der Freudenjubel des glanzvoll erstrahlenden Chorals mit Pauken und Trompeten verklingt, herrscht tief beeindruckte Ruhe in den dicht besetzten Kirchenbänken.
Für die Aufführung der ersten drei Kantaten des berühmten Bachschen Werkes hat Dirigent Dorian Keilhack hervorragende Solisten gewonnen. Richard Resch hat den Tenorpart des Evangelisten übernommen: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging.“ Innig, mit reich modulierender Stimme, bot die erst 25-jährige Mezzosopranistin Eva Schöler die anrührende Arie „Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben.“
In der Arie „Großer Herr, o starker König“, entfalten der Bass-Sänger Christian Hilz und ausgezeichnete Bläser den majestätischen Triumph der Weihnachtsbotschaft. Im zweiten Teil nach dem Lukas-Evangelium dominieren die Oboen der Hirten als Sinnbild für die Erniedrigung Gottes: „Du Hirtenvolk erschrecke nicht.“ Das Crescendo des Chorals mündet in ein sanftes „dazu den Satan zwingen und letztlich Friede bringen“.
Leider war die in Gauting aufgewachsene Sopranistin Verena Maria Schmid erkrankt: Den Part des Engels „Fürchtet euch nicht...“ übernahm Susann Hagel. Mit der Alt-Arie „Schlafe, mein Liebster, genieße die Ruh“ beglückt schließlich Eva Schöler ihre Zuhörer. Als der aufgeregte kleine Chor der Engel das „Friede auf Erden“ anstimmt, wünscht man sich, dass diese musikalische Freuden- Botschaft in die ganze Welt ausstrahlt.
Mit treibendem Orchester singt der Gautinger Kirchen-Chor das „Herrscher des Himmels. Erhöre das Lallen.“ Flehentlich erklingt das Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ mit Sopranistin Susann Hagel und Bassist Christian Hilz. „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder, fest in deinem Glauben ein!“ Nochmals ist die warm modulierende Altstimme von Eva Schöler zu hören mit Ernst Blümner (Violine), dem Konzertmeister der Orchestervereinigung Gauting.
Hier schließt sich der Kreis: Unter dem meisterhaften Dirigat von Dorian Keilhack bieten Chor mit Orchestervereinigung und exzellenten Solo-Instrumentalisten, allen voran Oboen und Trompeten, nochmals das beschwingte, treibende „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ zum Finale. Stürmischer Beifall brandet in der Pfarrkirche auf.
Nach dieser grandiosen Aufführung; „Jauchzet, frohlocket“ aus dem Bachschen Weihnachtsoratorium unterm Dach des Vereins der Musikfreunde Gauting blieb kein Wunsch unerfüllt.

 

2. Sinfoniekonzert am 17.06.2018

Die Orchestervereinigung Gauting und die Solisten Ingolf Turban und Anna Sophie Dauenhauer unter Dorian Keilhack.: Foto: Astrid Schönauer
Die Orchestervereinigung Gauting mit den Solisten Ingolf Turban und Anna Sophie Dauenhauer unter der Leitung von Dorian Keilhack; Foto: Astrid Schönauer

 

Kritik zum Sommerkonzert am 18.06.2018, SZ Starnberg vom 18.06.2018

Von REINHARD PALMER

Professionelle Hingabe

Das Sinfoniekonzert der Orchestervereinigung Gauting und die Solisten Ingolf Turban und Anna Sophie Dauenhauer nehmen die Zuhörer mit auf eine faszinierende musikalische Reise, die bis zum letzten Ton spannend bleibt

Die gute Nachricht: Deutschland kann immer noch Fußball-Weltmeister werden. Die noch bessere Nachricht: In der Dichte der Liebhaberorchester ist es Deutschland höchstwahrscheinlich schon seit vielen Jahren. Alleine der 1924 gegründete Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester zählt 838 Mitgliedsorchester. Mit der Gründung der Orchestervereinigung Gauting 1969 bekam die deutsche Musiklandschaft einen hartnäckigen Vertreter hinzu. Die Ausdauer lohnte sich.

Das Sinfoniekonzert unter Leitung des überaus erfolgreich am Pult agierenden Dorian Keilhack zeugte im Gautinger Bosco erneut von einer beachtlichen Steigerung des Klangkörpers sowohl in spieltechnischer wie musikalischer Hinsicht, obwohl das Programm so gar nicht nach Schongang aussah. Dass nach der Pause nach einem anstrengenden ersten Teil noch Beethovens siebte Sinfonie (A-Dur, op. 92) bis zum letzten Ton ohne Spannungsabfall in voller Konzentration bewältigt werden konnte, zeugte von großem Ehrgeiz und fast schon professioneller Hingabe der Instrumentalisten. Beides Voraussetzungen, die Keilhack mutiger in der Planung wie am Pult werden lassen. Das Konzert mit Mendelssohns Konzertouvertüre "Das Märchen von der schönen Melusine" (F-Dur, op. 32) zu eröffnen, wäre vor wenigen Jahren keine gute Idee gewesen: Gilt es doch in diesem Fantasiewerk, mit den ersten Tönen sogleich eine warmtonige, märchenhafte Atmosphäre auszubreiten - leise, geheimnisvoll, legendenhaft. Der Vortrag fesselte jedoch sogleich und zog die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. So nahm das Orchester seine Hörer mit auf eine Reise durch fantastische Szenen mit einem straffen dramaturgischen Aufbau.

Das Sinfoniekonzert unter Leitung des überaus erfolgreich am Pult agierenden Dorian Keilhack (Mitte) zeigte im Gautinger Bosco erneut eine beachtliche Steigerung sowohl in spieltechnischer als auch in musikalischer Hinsicht.

Spannungsaufbau war denn auch ein großes Thema in diesem Konzert - das zentrale Element, wenn es darum geht, über dem dramaturgischen Auf und Ab einer bewegten Erzählung einen weiten Bogen zu spannen, der aus einer Szenenabfolge erst eine stimmige Geschichte formt. Noch komplexer wird die Angelegenheit, wenn es sich um die abstrakte Form einer Sinfonie handelt, in der Musiker auf keine bildliche Vorstellung zurückgreifen können. Und Beethovens Siebte ist schon ein sehr kontrastreiches, üppig mit rigiden Wendungen ausgestattetes Werk, in dem sich das Gautinger Orchester dennoch nicht verlor. Keilhack konnte den Instrumentalisten das übergreifende Denken gut vermitteln, was den Kontext innerhalb der Sätze, aber auch der Sätze untereinander überzeugend zusammenhielt. Eindruck machte vor allem die präzise Rhythmik im Kopfsatz, die düstere Leidenschaft im Allegretto, die spritzige Leichtigkeit im Scherzo wie die Klarheit in Rhythmus und Pointierung des markanten Schlusssatzes.

Auf eine besondere Herausforderung ließ sich Keilhack mit der Sinfonia Concertante für zwei Violinen und Orchester (h-Moll, op. 88) von Louis Spohr ein. Diese seltene Gegenüberstellung von Solistenensemble und Orchester setzt auf das Dialogisieren der beiden Hauptparts. Die Geigenvirtuosen Ingolf Turban und seine einstige Schülerin Anna Sophie Dauenhauer standen über weite Strecken mit Virtuosität und Einfühlsamkeit im Vordergrund. In der Homogenität im Zugriff und bravourösen Sicherheit des Solistenduos zeigte sich das Werk überaus wirkungsvoll, dass man vielleicht die undankbare Rolle des begleitenden Orchesters aus dem Blick verlor.

Dabei war die Aufgabe gerade deshalb so schwierig, weil der Orchesterpart stark fragmentiert stets nur mit harmonischen Färbungen und Atmosphären im Hintergrund agierte und zuweilen nur stützte, untermalte, sachte umdeutete und es auch zielsicher umsetzte. Umso beeindruckender, dass in den wenigen großen Einsätzen des Orchesters der Klangkörper volle Substanz in dynamischer Plastizität abzurufen vermochte. Die dramaturgische Inszenierung des Werkes entfaltete jedenfalls eine große Kraft, die den Solisten reichlich Spannung zuspielte.
 

 

Kritik zum Sommerkonzert am 17.06.2018, Starnberger Merkur vom 18.06.2018

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Bravorufe, Getrampel und brausender Beifall 

Fulminantes Finale der Premiere von „Gauting in Kultur vereint“. Die Violinisten Professor Ingolf Turban aus Stockdorf und seine ehemalige Studentin Anna Sophie Dauenhauer die Herzen des Publikums im Bosco-Saal im Sturm. 

Gauting – Die beiden Solisten begeisterten durch ihr magisches Zusammenspiel. Dirigent Dorian Keilhack befeuerte das Gautinger Orchester zu Höchstleistungen.

„Das Märchen von der schönen Melusine“: Mit der Konzertouvertüre von Felix-Mendelssohn-Bartholdy erweckte das Orchester die märchenhaften Verse von Heinrich Heine zum Konzertauftakt zu musikalischem Leben. Dumpf erklingt das Unheimliche des orchestralen Dramas der oft vertonten romantischen Saga des Fischweibs in der Unterwelt. Wunderbar vermitteln die Streicher die Wellenbewegung des Wassers.

Das zweite romantische Werk an diesem Abend wurde ebenfalls 1833 komponiert – vom gefeierten Geigen-Virtuosen Louis Spohr. Das Concertante für zwei Violinen in h-Moll erfordert Bravourleistungen wie bei Spohrs Zeitgenossen Paganini. Das geradezu traumwandlerisch harmonierende Duo Ingolf Turban und Anna Sophie Dauenhauer begeisterten vom ersten Ton an durch ihre mitreißende Spielfreude. Bezaubernd ließen die beiden Solisten das melodiöse Allegro erstrahlen. Dorian Keilhack bändigt sein Orchester meisterhaft bis hin zum drängenden tänzerischen Crescendo. Innig interpretiert das Geigen-Duo das schwelgerische Andantino. Hier sind zwei fantastische Geigenvirtuosen am Werk, verknüpft durch magischen Gleichklang. Beschwingt, mit grandiosem Tempo bieten Anna Sophie Dauenhauer und ihr ehemaliger Meister das rhythmische, tänzerische Rondo. Bravorufe und brausender Beifall schallen durch den gut gefüllten Saal.

Zum Finale dieses denkwürdigen Konzertes legen Dorian Keilhack und seine Orchestervereinigung den Zuhörern noch ein Geschenk zu Füßen: Verstärkt mit Profi-Bläsern erklingt die berühmte siebte Beethoven-Sinfonie mit packender Wucht.  Dirigent Keilhack entlockt seinem Orchester den dramatisch anschwellenden Tutti-Donner perfekt. Differenziert mündet die Wucht des romantischen Werks im spannungsreichen Piano. Pochend, mit gedämpften Bässen, erklingt der zweite Satz. Nach dem Parcours-Ritt im rhythmischen Rondo bleibt kein Wunsch offen. Ein letztes Mal an diesem Abend applaudiert und trampelt das hingerissene Publikum.

 

Kritik zum Frühjahrskonzert am 11.03.2018, SZ Starnberg vom 15.03.2018

Von REINHARD PALMER

Topos der Sehnsucht

Die Orchestervereinigung Gauting unter Leitung von Dorian Keilhack glänzt im Bosco

Kunst ist Ausdruck der Zeit, in der sie entsteht: Das kann man nicht oft genug wiederholen, wünschen sich doch immer wieder Konzertbesucher lieber ein schönharmonisches Berieseln im alten Stil. Ein Blick in die aktuellen Nachrichten rechtfertigt indes jede Dissonanz. Die Aktualität veranlasste auch Johannes X. Schachtner 2014 seine Threnodie (Klagelied) "Mare nostrum" dem Mittelmeer nicht nur als Topos der Sehnsucht, sondern auch des menschlichen Scheiterns wie Versagens zu widmen. In weiser Voraussicht der noch größeren Tragödie der Geflüchteten, die noch folgen sollte.

Die Orchestervereinigung Gauting unter Leitung von Dorian Keilhack nahm sich der gewichtigen Aufgabe im Bosco an und erstaunte mit einer ergreifenden Interpretation. Sicher, gerade die ungewohnten Spieltechniken könnten perfekter ausgeführt werden, doch die Komposition würde dadurch wohl kaum dazugewinnen. Ganz im Gegenteil: Das vorgesehene Schlagwerk etwa entstammte dem Schrottplatz. Spieltechnische Ästhetik entspräche eben nicht der Thematik. Der Ausdruck bewegt sich zwischen kaum hörbaren, dennoch bedrohlichen Streicherklangspuren, dramatisierendem Schlagwerk, wehklagendem Jauchzen und Winseln sowie panischen Blechbläsern - und einer mächtigen unterschwelligen Spannung, die das Orchester ausgeprägt spüren ließ.

Auf ein so weit offenes Ausdrucksspektrum eingeschworen, vermochten die Instrumentalisten auch in den weiteren Werken des Abends überaus differenziert Keilhacks Dirigat zu folgen. Insbesondere bei Brahms, dessen gewichtige Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 nicht weniger emotionale Anforderungen stellt. Was in Hinblick darauf, dass es sich hier um ein Amateurorchester handelte, am meisten begeisterte, waren die schlüssigen Entwicklungen, die über den reinen Notentext hinaus in fesselnder Weise musikalisches Empfinden vermittelten. Das Konzert für Waldhorn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss gab den Musikern wohl noch zu wenig Material an die Hand, eine packendere Dramaturgie zu entwickeln, obgleich Solist Gabriel Stiehler mit ausgeprägter Sensibilität um jede noch so kleine Empfindung rang und das Orchester auch mitzuziehen bewog. Stiehler griff auch Straussens jugendliche Schwärmerei klangschön auf, sodass ein warmtoniges Klangszenario die satte Substanz durch reiches Kolorit changieren ließ. Bei Brahms fand das Orchester klarere Ausprägungen, die sich gerade in den Rahmensätzen mit einhelliger Wendigkeit offenbarten. Hervorzuheben ist das "Allegretto grazioso quasi Andantino", das sich - leicht und galant angesetzt- in schönharmonischer Entwicklung schließlich zur tänzerischen Verve steigerte. Der lang anhaltende, frenetische Applaus des Publikums würdigte eine überzeugende Leistung.

 

Kritik zum Frühjahrskonzert am 11.03.2018, Starnberger Merkur vom 14.03.2018

Klagelied über einen Schicksalsort

Orchestervereinigung Gauting begeistert mit Johannes X. Schachtners "Mare nostrum"

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Gauting - Unter dem mitreißenden Dirigat von Dorian Keilhack begeisterte die Orchestervereinigung Gauting ihr Publikum für zeitgenössische Musik. Nach der Aufführung von „Mare nostrum“ des Gautinger Komponisten Johannes X. Schachtner schallten am Sonntagabend vielstimmig Bravo-Rufe durch das Kulturzentrum Bosco. Der erschütternde altgriechische Klagegesang - Threnodie - über den Sehnsuchts- und Schicksalsort Mittelmeer war zur Überraschung aller zweimal zu hören gewesen.

Schon der schrille, irritierende Auftakt mit ungewöhnlichen Percussion-Instrumenten vom Schrottplatz nimmt das Publikum gefangen. Der junge Gautinger Komponist Johannes X. Schachtner (32) war anwesend und erklärte sein schon 2015 von der Philharmonie Weimar uraufgeführtes Werk: „Mein Orchesterpoem ist denjenigen gewidmet, die in unserem gemeinsamen Sehnsuchtsort Mittelmeer - dem, Mare nostrum' - ihr Leben verloren haben und bis heute verlieren.“ Daher der eruptive und schrille Auftakt des Werks. Mit Bläsern und grellen Violin-Stimmen schwellen die schrägen Klänge weiter an. Bis zum dumpfen Schlag der Pauke. Dem Zuhörer gehen die dramatischen Klänge durch Mark und Bein. Ein einfaches Liedthema mit Holzbläsern wird zum Aufschrei - und gleitet überraschend ins sanfte Pizzicato der Violinen. Mit diesem genialen Kunstgriff verwandelt Dorian Keilhack seine Streicher in Mandolinen.

Nach der Wucht des „Mare nostrum" wird das Publikum wieder in Ruhe versetzt. Mitreißend interpretiert der 26-jährige Solist Gabriel Stiehler aus Starnberg das Waldhorn-Konzert Es-Dur von Richard Strauss. Innig bläst Stiehler das Andante, das in ein dahinjagendes Allegro mündet. Der stellvertretende Solohornist vom Salzburger Mozarteum zieht das Gautinger Orchester mit. Nach einem wunderbaren Dialog mit der Querflöte treibt der Hornist die Jagd weiter - bis zum melodiösen Finale. Sonderapplaus für den bravourösen Solisten brandet durch den Bosco-Saal.

Und dann die Überraschung: Nach dem Schreck der Erstaufführung spielt das Gautinger Orchester, verstärkt mit Profibläsern, das Werk von Johannes X. Schachtner ein zweites Mal - zu Recht. Denn das Publikum hat sich in diese fremde und doch vertraute Klangwelt bereits eingehört. Im zweiten Anlauf können sich die Musiker vollends frei spielen. Dorian Keilhack holt jetzt alles aus seinem bestens, einstudierten Orchester. Intensiv schwebt das Klagelied über den Musikern. Bässe und Celli vereinen sich mit der dumpfen Antwort der „Mandolinen“ zu Tönen aus der Tiefe des alles verschlingenden Meeres. Das Gautinger Publikum geht begeistert mit - und dankt mit Bravo.

Schwelgerisch, mit vollem Bläserklang folgt zum Finale die romantische Sinfonie in D-Dur von Johannes Brahms. Wunderbare Celli- Kantilenen münden im melancholischen Adagio in strahlende Violinstimmen. Als sich das „Allegro con spirito“ mit Basstuba und Posaune vollends zum temperamentvoll gebotenen brillanten „Kehraus“ steigert, will der Schlussapplaus kaum enden. Dieses außergewöhnliche Konzert hätte mehr verdient - eventuell eine zweite Aufführung.

 

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2017, Starnberger Merkur vom 28.12.2017

Orchestervereinigung Gauting und der Chor St. Benedikt unter der Leitung von Dorian Keilhack mit den Solistinnen Anna-Alexandra Dörschner und Alma-Vivienne Keilhack; Foto: Heinz Auspurg

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Talente krönen musikalischen Festabend 

Unter der Leitung von Dorian Keilhack brachten Gesangssolisten, die Orchestervereinigung Gauting und der Kirchenchor von St. Benedikt den barocken Jubel der Weihnachtskantate von Georg Philipp Telemann am zweiten Feiertag zu Gehör – nicht das einzige Glanzlicht des Weihnachtskonzertes .

Gauting – Mit unnachahmlicher Spiritualität sang die Altistin Eva Schöler das Rezitativ „Nur einmal bist du Mensch geboren.“ Ein melodiöses „Ehre sei Gott in der Höhe“ gelang der Sopranistin Susanne Winter. Mit Verve dirigierte Dorian Keilhack den frohen, dahinstürmenden Lobgesang „Uns ist ein Kind geboren“ mit Orchester, Pauken und Trompeten. Einmal mehr hatten der Gautinger Kirchenmusiker Johannes Schachtner und sein Sohn, der Komponist und Dirigent Johannes X. Schachtner, den Chor bestens einstudiert.

Zwei vielversprechende Talente standen im Mittelpunkt des berühmten Bach-schen Doppelkonzerts für zwei Violinen und Orchester in d-moll: In traumhaft sicherem Zusammenspiel intonierten Anna-Alexandra Dörschner (14) und Alma-Vivienne Keilhack (11), Tochter des Dirigenten, das höchst lebendige „Vivace“. Kein Wunder: Die beiden Geigerinnen sind erste Bundespreisträgerinnen beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ und Jungstudentinnen an der Musikhochschule Würzburg. Mit energischem Strich boten die jungen Musikerinnen mit dem Orchester den temporeichen Allegro-Satz. Sonderapplaus für die jungen Talente.

„Ich freue mich in dir“. Den reichen Jubel der Bachschen Weihnachtstag- Kantate entfaltete der Gautinger Chor gekonnt. Berührend erhob sich das vorausschauende Tenor-Solo „Voller Schrecken“ von Richard Resch zur Orgel (Nina Milborn). Flehentlich sang Susanne Winter mit ihrem warm modulierenden Sopran die Arie „Wie lieblich klingt es“. Der dunkle Bassbariton von Felix Rathgeb mündet in den zuversichtlichen Bach-Choral „Wohlan! So will ich mich an dich, o Jesu, halten, und sollte gleich die Welt in tausend Stücke spalten!“

Mit dem „Magnifikat“ von Georg Philip Telemann, Bach-Zeitgenosse, aber im Barock noch berühmter als der Leipziger Thomas-Kantor, bescherte Keilhack den Gautingern eine finale Sternstunde. Begleitet vom Orchester sang der Chor den Choral „Magnificat anima mea“ (meine Seele preist). Auf die Alt-Arie zum Violin-Solo mit Basso Continuo folgte der wilde Chorjubel. Nach dem triumphalen „Amen, Gloria Patri!“ (Ehre sei dem Vater) brandete im kalten Kirchenschiff ein Beifallssturm mit begeistertem Getrampel auf. Ein musikalischer Festabend!

 

 

Kritik zum Sommerkonzert am 25.06.2017, SZ Starnberg vom 01.07.2017

Von REINHARD PALMER

Mit Leichtigkeit

Die Orchestervereinigung Gauting unter der Leitung von Dorian Keilhack und die erst zwölf Jahre alte Solistin Clara Shen überzeugen im Bosco mit ihrem Mozart-Programm

Gauting - "Mozart forever" fand als sommerlich-leichter Klassikabend im Gautinger Bosco seine Fortsetzung. Mozarts Musik kann sehr vergnüglich sein und gute Laune machen. Doch so leicht sie auch daherkommt: Sie ist für die Musiker nicht immer nur ein Vergnügen. Gerade die spritzigen, vital rhythmisierten Themen verlangen schweißtreibende Probenarbeit, bis sie so sauber klingen, wie es die Orchestervereinigung Gauting unter der Leitung von Dorian Keilhack mittlerweile zu stemmen vermag.

Ist die Textur zerklüftet und folgt sie einer Dramaturgie von unentwegten Wechseln und Wendungen in der Charakteristik und Klangprägung, dann ist die schlüssige, ja selbstverständliche Wirkung schon mit enormem Arbeitsaufwand erkauft. Im Violinkonzert A-Dur, KV 219, kam hinzu, dass es reine Begleitpassagen gibt, in denen sich das Orchester weit zurückzunehmen oder auch mit der Solostimme zu interagieren hat. Keilhack ging das Dirigat dennoch gelassen an und gab den Musikern auch einen Großteil der Verantwortung ab, um selbst der Solistin zu folgen und sich auf den Dialog nicht nur über den Einsatzgestus des Dirigenten einzulassen.

Die Geigerin überrascht mit Musikalität und Ausdrucksvermögen

Obgleich die Geigerin Clara Shen erst sensationelle 12 Jahre alt ist, konnte Keilhack auf ihr kommunikationsfreudiges Spiel bauen. Trotz ihrer Jugend versteht es die gebürtige Münchnerin bereits, den Orchesterpart mitzudenken und einfühlsam mit ihm zu interagieren.

Man muss kein Hellseher sein, um Clara Shen die Möglichkeit einer großen Karriere als Geigerin vorherzusagen. Das hat weniger mit ihrer spieltechnischen Gewandtheit und virtuosen Sicherheit zu tun. Weit mehr noch überraschte Shen mit ihrer Musikalität, ihrem Ausdrucksvermögen und gepflegten Ton. Qualitäten, die sie in Fritz Kreislers Recitative und Scherzo in der Zugabe solistisch noch einmal mit weitem Atem vorführte. Die Selbstbeherrschung, mit der sie an ihre Aufgabe bei Mozart heranging und sich zu keinem Moment von der doch recht schwungvoll von der Hand gehenden Musik zur Nachlässigkeit verführen ließ, zeugte von erstaunlicher Reife. Jeder Ton war durchdacht und aus einer starken Empfindung heraus sorgfältig platziert. Besonders reizvoll dabei das Schluss-Rondeau, das die Orchestervereinigung zunächst galant-vergnügt, dann dramatisch intensiviert, schließlich auch mit Verve abwechslungsreich grundierte.

Diese Wendigkeit ging den Musikern in der eröffnenden Sinfonie Nr. 25 g-Moll, KV 183, noch nicht so leicht von der Hand. Bei dampfig-warmer Witterung hatten die Musiker auch mit der wechselnden Stimmung ihrer Instrumente zu kämpfen, um die Intonation in den Griff zu bekommen. Die Straffheit und Rhythmisierung im Kopfsatz gelang dennoch ebenso konsequent wie die zarte Warmtonigkeit im weit zurückgenommenen Andante.

Dennoch wirkte später in der Sinfonie Nr. 19 A-Dur, KV 201, alles selbstverständlicher. Eins ging aus dem anderen fließender hervor, womit auch das typische Mozart'sche Idiom deutlicher zum Vorschein trat. Gerade das feinsinnige Changieren der Charakteristika, dieses Ineinanderfließen von Hell und Dunkel, der Wechsel von dramatischen, lyrischen, melancholischen oder spritzigen Abschnitten überzeugte weit mehr. In galant-melodiösen Kategorien gab es diese feinsinnige Differenzierung auch im warm grundierten Andante. Das Menuetto erwies sich in Keilhacks Interpretation als echtes Scherzo mit tänzerisch-melodiösem Trio. Eine Bewährungsprobe wartete dann noch im Schlusssatz, wo all diese Ausprägungen noch einmal Revue passierten, sodass am Ende ein überzeugender Schlusspunkt gesetzt werden konnte. Der lang anhaltende Applaus zeigte, dass die Schlusswirkung stimmte.

 

Kritik zum Sommerkonzert am 25.06.2017, Starnberger Merkur vom 27.06.2017

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Ein Mozart-Abend vom Feinsten

Clara Shen und die Orchestervereinigung Gauting begeistern im Bosco

Gauting - Es war eine Sternstunde: Die Zuhörer im nahezu ausgebuchten Bosco-Saal hielten geradezu den Atem an. Denn die zwölf Jahre alte Geigen-Virtuosin Clara Shen bot das Adagio von Mozarts berühmtem Violinkonzert A-Dur mit unter die Haut gehendem reifen Ausdruck. Das Zusammenspiel mit der perfekt einstudierten Orchestervereinigung Gauting unter der temperamentvollen Leitung von Dorian Keilhack war schlichtweg grandios.

„Mozart forever“: Mit Frühwerken des damals 17 bis 19 Jahre jungen Meisters begeisterte die Orchestervereinigung des Musikvereins ihr Publikum einmal mehr. Zum Auftakt des Konzerts am Sonntagabend erhob sich die schicksalhafte, „kleine“ g-moll-Sinfonie im Bosco. Trotzig dahin stürmende Synkopen des Allegros mit Bläsern mündeten in die Ruhe des sanft interpretierten Andante-Satzes mit dem Seufzermotiv. Gut hörbar waren die vier Homer im Menuett. Das Schluss-Allegro jagte mit wilden Synkopen spannungsreich zum energischen Finale.

Dorian Keilhack, Leiter der Opernschule Innsbruck, hatte am Tag zuvor seinen 50. Geburtstag gefeiert - und sein Gautinger Orchester aus ambitionierten Laien und Profis bestens im Griff. Mit Violin-Virtuosin Clara Shen und dem Violinkonzert A-Dur folgte das Glanzlicht des Abends. Das Ausnahmetalent ist Jungstudentin bei Professorin Sonja Korkeala an der Münchner Musikhochschule und zehnmalige „Jugend musiziert-Preisträgerin. Und sie stellte sich so selbstbewusst vor die Orchestervereinigung wie einst Julia Fischer.

Nach den strahlenden Dreiklängen der Streicher entfaltete die Zwölfjährige auf ihrer „Lorenz Küntzel“ das Solo des überraschend schwebenden Adagios. Das Allegro verklang im brillanten fröhlichen Jubel der Sologeige. Ergreifend, mit unglaublich reifem Ausdruck, interpretierte Clara Shen das folgende, singende Adagio. Als das Rondo mit dem fröhlich-graziösen Menuett im freudig, beschwingten Allegro „alla turca“ mit Bläsern endete, erhob sich stürmischer Beifall.

Auf begeistertes Getrampel ließ sich die Zwölfjährige nochmals auf die Bühne bitten. Clara Shen, die schon bei „Klein gegen Groß“ im ARD- Duell gegen Star-Geiger David Garrett angetreten war, legte ein grandioses Solo hin. In atemberaubendem Tempo interpretierte sie Rezitativ und Scherzo aus der Caprice von Fritz Kreisler. Abermals hingerissener Applaus. Nach dem dahin brausenden finalen Sturmwind des Allegro „con spirito“ aus Mozarts Sinfonie in A-Dur dankte das Publikum Dorian Keilhack und Orchestervereinigung mit anhaltenden Beifall für ein Ausnahmekonzert.

 

 

Kritik zum Frühjahrskonzert am 19.03.2017, SZ Starnberg vom 23.03.2017

Von REINHARD PALMER

Gipfelsturm

Die Orchestervereinigung Gauting erreicht bei ihrem Konzert in der Realschule professionelles Niveau

Gauting - Musik braucht Raum, deutlicher hätte dies hier nicht vorgeführt werden können. Ein so großer Orchesterapparat, zumal mit drei Solisten, hätte im Bosco den baulichen und akustischen Rahmen krachend gesprengt. In der Aula der Gautinger Realschule konnte indes eine gute Balance zwischen Bühnenraum und Publikum erreicht werden. Zum Glück, denn die erweiterte Orchestervereinigung Gauting unter der Leitung von Dorian Keilhack strebte auf höchste sinfonische Gipfel zu. Beethovens Tripelkonzert C-Dur op. 56 - hier mit dem Gelius-Trio im Solistenpart - und Tschaikowskys h-Moll-Sinfonie „Pathétique“ op. 74 sind für die meisten Laienorchester im Grunde ein schier unerreichbares Ziel. Doch um es vorweg zu nehmen: Das Ergebnis klang so professionell, dass der Schlussapplaus enttäuschend ausfiel. Ovationen wären unbedingt angebracht gewesen. Mindestens!

Wie das Orchester mit dem komplexen Solopart zurechtkam, war eine nahtlose, überaus stimmige Angelegenheit, obgleich es im Grunde um eine schwierige Dreierbeziehung ging. Die beiden Solostreicher - besetzt mit den Konzertmeistern der Münchner Philharmoniker, Sreten Krstic (Violine) und Michael Hell (Violoncello) - ergeben ein sich ergänzendes, brillantvirtuoses Duo. Das Klavier indes (im Gautinger Konzert mit Micaela Gelius) hat eine meist eigene Rolle zu spielen. Das Ineinan­dergreifen der Stimmen vollzog Keilhack mit energischem Dirigat geradezu nahtlos. Was besonders hervorzuheben ist, da gerade der Kopfsatz überreich nuanciert ist und eine Vielzahl diverser Farbkombinationen fordert.

Keilhack verstand es auch, die Führung in den solistisch dominierten Passagen sachte in die Hände der Solisten zu legen, um ein intuitives Mitfühlen des Orchesters zu ermöglichen. Ein sehr wichtiger Faktor vor allem im Largo, das hier auch wunderbar atmosphärisch dahinfloss und den sich nur hauchdünn über den Klangkörper erhebenden Solistengesang in Samt und Seide bettete.

Große Kunst bewies die Orchestervereinigung mit der Gestaltung zwischen den effektvollen Extremen. Gemeint sind die vielen Mezzoforte-Passagen, die vordergründig nur wenig ereignisreich sind, aber in ihrer Musikalität einen enormen Einfluss auf den Gesamteindruck haben. Dazu zählte zweifelsohne das sensible Hell-Dunkel- Changieren bei Beethoven, aber vor allem bei Tschaikowsky die vielen erzählerischen Passagen, die ja tatsächlich eine Geschichte in sich tragen, hatte doch der Komponist der Sinfonie ein Programm hinterlegt, auch wenn er nie verriet welches. „Das Programm ist voll von subjektiven Gefühlsregungen“, schrieb Tschaikowsky dazu. Und er habe häufig weinen müssen, als er das Werk komponierte, verriet er. Den wehmütig-melancholischen Charakter setzte das Orchester wunderbar um, kontrastierte beispielsweise im zweiten Satz (Allegro con grazia) die streicherschillernde Tanzseligkeit mit der Zurücknahme des Schwungs und schwelgerischem Klang der Holzbläser. Dem atmosphärischen langsamen Satz Beethovens entsprach am ehesten das Finale bei Tschaikowsky, das mit „Adagio lamentoso“ bezeichnet ein ungewöhnliches Finale darstellt.

Aber das Orchester vermochte auch die schnellen, spritzigen Sätze und Passagen nicht nur schönmusikalisch, sondern erstaunlich präzise in den Details und rhythmisch exakt umzusetzen, sodass trotz des riesigen Orchesterapparats straffe Leichtigkeit möglich wurde. So begann der vor­letzte Satz bei Tschaikowsky mit einem ruhelosen Flirren und Tänzeln in vorantreibendem Duktus, abgelöst von scharf geschnittener Rhythmik.

Auch die Solisten musizierten äußerst einfühlsam

Mehr Substanz und Verve forderte bei Beethoven der Polacca- Schlusssatz, der sich aus dem Mittelsatz entwickelte und aufgrund der allmählichen Beschleunigung und Verdichtung kaum von ihm abgesetzt ist. Die Einsätze der wunderbar einfühlsam musizierenden Solisten blieben kantabel, was einen besonders leidenschaftlichen Charakter auf den Plan rief. Ein großartiges Konzert.

 

Kritik zum Frühjahrskonzert am 19.03.2017, Starnberger Merkur vom 21.03.2017

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Beifallstürme nach ergriffener Stille

Mit Profimusikern verstärktes Orchester der Musikfreunde Gauting übertrifft sich mit „Pathétique"

Gauting - Minutenlang herrscht ergriffene Stille. Im dumpfen Piano der tiefen Streicher war die aufwühlende Sinfonie „Pathétique“ von Peter Tschaikowsky geendet. Dann brechen sich in der ausgebuchten Aula der Gautinger Realschule die Beifallsstürme mit Bravo-Rufen ihre Bahn. Das mit exzellenten Profibläsern und Pauke verstärkte Gautinger Streichorchester der Musikfreunde hatte sich unter dem Dirigat von Dorian Keilhack mit der „Pathétique“ selbst übertroffen.

Zum Auftakt des Konzertabends bescherte der Verein der Musikfreunde Gauting den Zuhörern einen ersten Höhepunkt: Im Beethoven- Tripelkonzert C-Dur übernahm das von Rundfunkaufnahmen und bedeutenden Musikfestivals bekannte Gelius Trio die Solo-Partien. Im Allegro bot Michael Hell ein überzeugendes Cello-Solo, das die innige Violine (Sreten Krstic) weiter entwickelte. In glänzendem Zusammenspiel mit dem Orchester begeisterte Micaela Gelius, Pianistin und Namensgeberin des Trios, mit ihrem betörenden Anschlag. Ihre Läufe perlen nur so dahin - und münden in der dramatischen Wucht des Orchesters. Im Largo mit berührendem Cello entlockt Keilhack seinen Streichern zartestes Piano. Getrieben vom Trio mündet die Sinfonie im übermütigen, elegant hingelegten Rondo alla Polacca. Angeblich wollte sich Beethoven mit dem Tripelkonzert einst in; Paris einführen. Doch auch zwei Jahrhunderte später transportiert Dirigent Keilhack die sprühenden Funken des Tripelkonzerts genial: begeisterter Beifall.

Mit dunklen, aufwühlenden Streichern, verstärkt mit hervorragendem Fagott, tun sich gleich zum Auftakt der „Pathétique“ von Tschaikowsky tiefste Abgründe auf. Der russische Komponist, Schöpfer der romantischen Ballettmusik Schwanensee, litt an Einsamkeit, seiner damals strafbaren Homosexualität und Melancholie. „In diese sechste Sinfonie habe ich, ohne Übertreibung gesagt, meine ganze Seele gelegt“, ist von Tschaikowsky überliefert. Und diese verwundete Seele offenbart auch das mit Bläsern und Pauke verstärkte Streich-Orchester: Im ersten Satz mit dem düsteren Klagegesang sind helle und dunkle Streichereinsätze zu hören. Irre, verzweifelte Wucht der Bläser mündet ins lyrische Seitenthema. Keilhack entfaltet die wilde Dra­matik des Werks bis hin zum wehmütigen Abschiedsthema im Piano. Ansteckend: Im elegant dahin fließenden Walzer „Allegro con grazia“ tanzt der Dirigent vom am Pult im Fünfvierteltakt mit. Treibend bietet das große Orchester das rhythmische, wild dahin stürmende Allegro - bis hin zum Marsch mit den entfesselten Bläsern. Unter die Haut geht die Tristesse des Finales: Trauer schwillt mit Streichern und Bläsern an zum verzweifelten Abschiedsthema - mit unerbittlich drängenden leisen Paukenschlägen.

 

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2016, Starnberger Merkur vom 28.12.2016

Von CHRISTINE CLESS-WESLE

Beifall und Fußgetrampel schallen durch St. Benedikt

Gauting - Beim Weihnachtskonzert mit Chor St. Benedikt, Orchestervereinigung Gauting und jungen Gesangssolisten traf Dirigent Dorian Keilhack den Nerv dieser emotionsgeladenen Jahreszeit. Ergriffen lauschte das Publikum dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns. Als der dramatische Ausbruch des Chores „Warum toben die Nationen“ in den hoffnungsfrohen Jubel des „Halleluja“ mündet, erfüllt minutenlanger Beifall und Fußgetrampel die überfüllte Pfarrkirche St. Benedikt.

Zum Auftakt erklingt die von Johann Sebastian Bach komponierte barocke Orchestersuite C-Dur. Gleich in der berührend intonierten Ouvertüre sind wunderbare Violin-, Oboen- und Fagottstimmen zu hören. Geniale Idee: Der Orchestersuite des Leipziger Protestanten Bach stellt Dorian Keilhack, Leiter der Opernschule Innsbruck und der Orchestervereinigung Gauting, den Italiener Arcangelo Corelli gegenüber. Der lebhafte Aufruf des „Vivace“ der hellen Violinen in Corellis Weihnachtsoratorium wechselt zum dumpfen Grave der Celli mit Basso Continuo. Zum Finale erhebt sich das getragene Largo der berühmten „Pastorale“.

Danach folgt der musikalische Höhepunkt dieses be­merkenswerten Konzerts: Nahtlos knüpft Camille Saint-Saëns an die Hirtenmusik des Bachschen Oratoriums an. Im „Oratorio de Noël“ transportiert der damals erst 23-jährige Komponist, Organist der renommierten Église Madeleine Paris, die Vorgänger-Werke vollendet ins 19. Jahrhundert.

Beim Gautinger Weihnachtskonzert sind ausgezeichnete junge Solisten zu hören. Allen voran die in der Würmtalgemeinde aufgewachsene Verena Maria Schmid mit ihrem reich modulierenden warmen Sopran. Das Zwiegespräch zwischen Orgel und Streichern mündet zunächst in den vollendeten Chor-Jubel mit dem „Gloria“ der Engel aus der Weihnachtsgeschichte. Überraschend singen die Solisten aus Keilhacks Innsbrucker Talentschmiede danach unter die Haut gehende Psalmengesänge mit Lobpreisungen der Propheten. Zu Herzen geht das flehentliche „Wir erwarten den Herrn“ (expectamus dominum) der erst 22-jährigen Mezzosopranistin Elisabeth Reheis. Berührend entwickelt sich das „Ja, Herr, ich glaube“ aus dem Johannes-Evangelium - als eindrucksvoller Dialog zwischen Chor und Tenor (ausgezeichnet: Martin Lechleitner). Zornig, im dramatischen Fortissimo, bietet der Chor das durchdringende, aufwühlende „Warum toben die Nationen.“ Das „Oratorio Noël“ mündet in das beruhigende Halleluja „und die Erde sei fröhlich vor dem Herrn.“

Begeisterter Beifall, sogar Getrampel in den Bänken, schallt durch das Kirchenschiff: Ein hoch musikalisches Geschenk, das Hoffnung macht.

 

Kritik zum Weihnachtskonzert am 26.12.2016, SZ Starnberg vom 28.12.2016

Von BERTHOLD SCHINDLER

Ihre Stärken ausgespielt

Die Orchestervereinigung Gauting, Gesangssolisten und der Chor von St. Benedikt überzeugen bei ihrem Weihnachtskonzert vor allem mit Saint-Saëns "Oratorio de Noël"

Gauting - Der 26. Dezember ist der Tag, an dem Bescherung, Familienbesuche, Festmahlzeiten sich allmählich dem Ende zuneigen und man wieder Zeit findet, sich vor die Haustür zu begeben. Zum Beispiel für ein Konzert mit der Orchestervereinigung Gauting, Gesangssolisten und dem Chor St. Benedikt in dessen Kirche. Trotz gehobener Kartenpreise ließen sich die Gautinger dieses Ereignis nicht entgehen: Mit Bach, Corelli und Saint-Saëns’ Oratorio de Noël standen drei Schmankerl auf dem Programm, dazu konnten die Ensembles unter ihrem Dirigenten Dorian Keilhack in dessen noch recht kurzer Amtszeit wiederholt ihre Güte unter Beweis stellen.

Die ersten Takte aus Bachs Orchestersuite Nr. 1 C-Dur machen klar, wie die Musiker den Barock Bachs und Corellis (1653 bis 1713) verstehen: Es geht üppiger, gemütlicher, symphonischer zu als in der heute  gängigen Lesart der historisch informierten Aufführungspraktiker. Diese Interpretation - mit Vibrato wurde nicht gespart - hat ihren Reiz, wirkt sie doch in ihrem lustvollen Duktus ganz passend zwischen den prächtigen Engelsfresken und dem reich geschmückten Christbaum. Dynamische Kontraste werden sorgsam gepflegt, die vielen Tanzsätze in der Suite leger musiziert. Es hapert allerdings konstant bei den vielen Auftakten und Einsätzen, die Musiker brauchen immer eine Weile, um sich im Laufe eines Stücks zurechtzuruckeln. Allgemein gilt, dass bei den schnellen Sätzen ganztaktiges Musizieren dem Spielfluss und damit dem Hörgenuss zuträglich ist; wenn Keilhack mit bester Absicht im Bemühen um rhythmische Präzision kleinteilig zu schlagen beginnt, verlieren die Phrasen an Spannkraft, sie wirken abgehackt. In herausragender Verfassung präsentieren sich die beiden Oboen und das Fagott: Folgerichtig bildet ein Holzbläsertrio den Höhepunkt in der Bach-Suite. 

Corellis Concerto Grosso ist hörbar kühner in seiner Tonsprache

Corellis Concerto Grosso in g-Moll, der gleichen Epoche wie die Suite entstammend, setzt formal und harmonisch andere Akzente. Wiederholte Sekundreibungen bringen ein wenig Schmerz in die weihnachtliche Heiterkeit, der römische Komponist beweist mehr Kühnheit in seiner Tonsprache. Dazu sind erstmals auch bei den Streichern solistische Qualitäten gefragt, immer wieder schälen sich aus dem Tutti, wie in den Concerti Grossi üblich, Sololinien in Geige, Bratsche und Cello heraus. Der Gesamtklang wird so transparenter, wobei für das tiefe Oktavfundament neben Spinett und Cellogruppe ein zweiter Kontrabassist gut getan hätte. Die Bassgruppe ist sich auch manchmal nicht im Tempo einig, insgesamt wird aber, wie gehabt, dynamisch fein austariert.

Seine Stärken voll ausspielen kann das Orchester dann in Camille Saint-Saëns „Oratorio de Noël“. In der französischen Romantik fühlt sich das Orchester hörbar zuhause, auch der bis dato fleißig generalbasspielende José Luis Gutiérrez emanzipiert sich beim Wechsel von Spinett zu Orgel hin zum virtuosen Tasten- und Registrierkünstler. Es kommen außerdem noch Chor und fünf Vokalsolisten hinzu. Aus Letzteren, die einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen, ragen drei Sänger heraus: Koloratursopranistin Verena Maria Schmid aus München bezaubert hier mit glockigem, dort mit weichem Ton, die Höhe gelingt gerade im Leisen mühelos. Ihr männliches Pendant, Tenor Martin Lechleitner, meistert mit heller Stimmgebung souverän den oberen Passaggio. Im Zusammenspiel der beiden mit den samtigen Harfenklängen Gudrun Haags zeigt sich, warum das „Tecum Principium“ eines der populärsten Stücke des Oratoriums geworden ist. Besonders beeindruckend singt die junge Mezzosopranistin Elisabeth Reheis, die nicht nur in allen Registern mit ihrem gleichmäßigen, formschönen Timbre glänzt, sondern auch im „Expectans, expectavi Dominum“ („Ich harrte des Herrn, er neigte sich zu mir und hörte mein Flehn“, heißt es zu Deutsch) durch innigen Ausdruck die Herzen anrührte.

 

Kritik zum Sommerkonzert am 26.06.2016, Starnberger Merkur 02.07.2016

Simon Schachtners triumphales Heimspiel

von ARNO PREISER
Gauting -  Das Konzert der Orchestervereinigung Gauting mit der Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 "Aus der Neuen Welt" und dem Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 von Dvorak begeisterte die vielen Musikfreunde im bosco. Ein kühnes Unternehmen, die sinfonischen Hauptwerke aus Dvoraks Amerika-Aufenthalt mit einem Orchester überwiegend aus Amateuren vorzuführen. Dazu musste Dirigent Dorian Keilhack Stücke von einheitlicher Harmonik einstudieren, zumal Dvorak 1893 und 1895 in Nordamerika so böhmisch komponierte wie kaum je zuvor.
Keilhack, der detailfreudig jede Gruppe immer erneut zu präziser Rhythmik und farbiger Melodik motivierte, konnte sich beim Cellokonzert ganz auf Solist Simon Schachtner verlassen. Für den mit dem Günther-Klinge- Kulturpreis der Gemeinde Gauting Geehrten, der im August 22 Jahre alt wird und in Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater studiert, war es ein Heimspiel. Da bewältigte das Orchester beim Eingangs-Allegro Kraftausbrüche, Holz- und Blechbläser färbten den Klang. Schachtner ließ mit schlankem, durchdringendem Ton aufhorchen, verdeutlichte den sanglichen Charakter des Adagio ma non troppo und mied gefühlvolles Romantisieren. Die Streicher waren auch bei leisen Stellen als unterschiedliche Stimmen zu vernehmen, was kammermusikalisch ausgerichtete Probenarbeit verriet.
Im Allegro-moderato-Finale meisterte der Solist die heiklen, mitunter zu Dramatik gesteigerten Virtuosen-Passagen wie auch Besinnliches. Auch hier gelang es ihm, seinen Part sonor in die fließende Orchestermelodik einzubinden. So kam das elegische, Espressivo dieses Meisterwerks mit Vorbildwirkung sehr schön zur Geltung.
Bei Dvoraks Neunter, auch "Amerikanische Sinfonie" genannt, überhörte das Publikum gelegentliche Intonationstrübungen gern. Einfühlsam dazu angeleitet, begann das Orchester mit sanftem Adagio und ließ im bald einsetzenden Allegro molto Fortissimo-Akkorde donnern.
Im Largo, als kaum redseliges Herzstück zu erleben, steigerte Keilhack gegen Ende die Spannung: Bei einem berührenden Motiv der Streicher betonte er kleine Pausen und bereitete so das Ritardando (Langsamer Werden) des Schlusses vor. Umso ausgelassener spielten die Musiker das Molto-vivace-Scherzo und endeten mit triumphalem Allegro con fuoco. Triumphal wirkten auch die Bravorufe und Ovationen.

Kritik zum Frühjahrskonzert am 13.03.2016, SZ Starnberg 19.03.2016

Befreit aufgespielt: Keilhacks Orchestervereinigung im bosco

Gauting - Dorian Keilhack versteht offenbar viel von Motivation. Seit er die Orchestervereinigung Gauting übernommen hat, weht ein frischer Wind durch ihre Reihen. Und der bewirkt nicht nur, dass sich das Orchester verjüngt, sondern vor allem, dass sich die Musiker sichtlich freier fühlen und ihr Instrument nicht so ängstlich umklammern. Diese Gelöstheit war für das Repertoire, das im diesjährigen ersten Sinfoniekonzert im gut besuchten Gautinger Bosco zur Aufführung kam, geradezu essenziell.
Derart frisch, rhythmisch packend, bisweilen vergnüglich galant, aber auch schon mal mit dramatischer Zuspitzung hat das Orchester eine Haydn-Sinfonie gewiss noch nie interpretiert. Und es geht hier keinesfalls um einen pauschalen Zugriff, vermochte doch Keilhack mit energischem Dirigat den Sinfonien Nr. 95 und 96, respektive c-Moll und D-Dur, jeweils ein ganz eigenes Gepräge zu verleihen. Während der Tonart c-Moll entsprechend Dramatik energischen Zuschnitts die Sinfonie beherrschte, die das Konzert eröffnete, gab sich die D-Dur-Sinfonie („The Miracle“) genannt, festlicher und von der Klangsubstanz her voluminöser, dennoch leichter. Beide Charakterisierungen waren wichtige Bestandteile des Abends, dazu kam als Kontrastprogramm galante Melodik. Das für Haydn typische Changieren zwischen den gestalterischen Polen streifte beachtlich viele Nuancen im Aus­druck, die in den beiden weiteren Werken des Konzerts zum Thema werden sollten. Vor allem im berühmten Gitarrenkonzert des spanischen Komponisten Joaquin Rodrigo, dem „Concierto de Aranjuez“ das dem Königspalast mit seinen üppigen Lustgärten in der Nähe von Madrid ein Denkmal gesetzt hat.
Gerade jetzt ist der Ort in Spanien wohl in aller Munde, in Vorfreude auf die baldigen ersten Erdbeeren (Fresa y Fresón de Aranjuez)," die es da mit einer gewaltigen Portion Schlagsahne gibt. Wer eine Erinnerung an dieses lukullische Vergnügen bewahrt, versteht die Köstlichkeit der Musik wohl besser, zumal wenn gedanklich auch noch die sommerlichen Gerüche der Gärten in seine Nase steigen. Die Orchestervereinigung Gauting fing - ganz gleich ob wissentlich oder nicht - diese Farbigkeit und Sinnenfreudigkeit des Konzerts gut ein, agierte aber dennoch weit zurückge­nommen, um Stephan Stiens an der Gitarre Vorrang zu gewähren und den Klang der Gitarre im Ensemble auszubalancieren. Ein Verstärker war dennoch nötig, bietet die trockene Akustik im Bosco einer Gitarre doch keinerlei Tonentfaltung. Die atmenden Weiten im heiß flimmernden Sonnenlicht kamen dadurch zu kurz, sie gaben vielmehr Anlass zur kammermusikalischen Interpretation mit filigranen Melismen, die sich da zwischen den Tänzen und sehnsuchtsvollen Gesängen leidenschaftlich durchwanden.

Bei Prokofjew lässt der Dirigent die Zügel locker

Die reich nuancierte Vielfalt im Kolorit fand zum Ende des Konzerts in der Sinfonie Nr. 1 D-Dur - der sogenannt klassischen - von Prokofjew eine anders geartete Entsprechung. Während bei Rodrigo die Leichtigkeit und Spritzigkeit als Kontrastmittel zur sehnsuchtsvollen Melodik stand, machte Keilhack bei Prokofjew die plastische Modellierung zum Gegenstand. Auch hier gab es viele Tänze und fließende Melodien in den schillernden Streichern oder von den entrückt schwebenden Bläserstimmen. Doch bei Prokofjew zeigte sich alles mit Energie geladen und mit Verve präsentiert. Lediglich die Gavotta als kurzer Spaß in spritziger Leichtigkeit sollte hier für Entspannung sorgen. Ansonsten ließ Keilhack behutsam die Zügel locker, doch nicht zur Entspannung, sondern als Motivation für seine Instrumentalisten, sich der Musizierlust hinzugeben. Dementsprechend engagiert legte er sich ins Zeug und provozierte ein fulminantes Finale mit einem schmissigen Schluss. Lang anhaltender Applaus im Bosco.

REINHARD PALMER