Dirigent

Dorian Keilhack, geboren 1967 in Erlangen, studierte Klavier und Dirigieren an den Musikhochschulen Nürnberg, Freiburg und an der Juilliard School New York. Bei Christoph Eschenbach, Ulrich Weder und Georg Schmöhe bildete er sich als Dirigent weiter. Seine Solokarriere startete er als Pianist und konzertierte in Europa und Südamerika. 1998 begann er als Korrepetitor bei den Städtischen Bühnen in Nürnberg. Die Intendantin Brigitte Fassbaender holte ihn dann als Korrepetitor und Kapellmeister an das Tiroler Landestheater Innsbruck. Sein besonderes Interesse gilt auch der zeitgenössischen Musik. Seit 2000 gibt er in Meisterkursen sein Wissen an junge Sänger und Musiker weiter. Seit 2001 ist er regelmäßiger Gastdirigent der Orchesterakademie "Collegium Musicum" in Pommersfelden. Bei den Züricher Festspielen 2008 war er Leiter des "Collegium Novum Zürich" und trat dann die Stelle des 1. Kapellmeisters des Stadttheaters Bern an. 2013 übernahm er die Leitung des Orchesters der Gautinger Musikfreunde, die ihn zum Nachfolger ihres langjährigen Dirigenten Ulrich Weder wählten. Im Februar 2014 folgte Dorian Keilhack einem Ruf des Landeskonservatoriums Innsbruck und leitet nun dort die Opernschule. Seit 2019 ist er ständiger Dirigent der Vogtland Philharmonie (ab Sommer 2020 Chefdirigent).

Ulrich Weder, geboren 1934 in Bremen, begann seine Studien in Detmold. Erste Theatererfahrungen sammelte er in Essen und Bonn, bevor er als Kapellmeister an die Deutsche Oper Berlin verpflichtet wurde. Danach war er Chefdirigent des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz und später Generalmusikdirektor in Bremerhaven. Nach seiner Tätigkeit in Salzburg als Gastprofessor in den 80er Jahren, leitete er bis 1999 die Dirigentenklasse, das Orchester und die Opernschule des Richard-Strauss-Konservatoriums in München. Schon in den Anfangsjahren von 1970 -1975 und seit 1993 bis zu seinem plötzlichen Tod 2012 war er Leiter des Orchesters der Musikfreunde Gauting mit dem er überaus erfolgreich das Musikleben des Starnberger Landkreises gestaltete. Seine beruflichen Erfahrungen an die nachwachsende Generation weiterzugeben und so in einen lebendigen Austausch zu kommen, war ihm immer eine Herzensangelegenheit.

Jordi Mora, wurde 1953 in Barcelona geboren. Er studierte Oboe, Musikwissenschaft und Philosophie u.a. auch in München. Seine Dirigierausbildung erhielt Mora hauptsächlich bei Sergiu Celibidache. 1983 übernahm Mora für zehn Jahre das Amt des Chefdirigenten beim Münchner Jugendorchester. In diese Zeit fällt auch sein Dirigat mit unserem Orchester. Von 1981 bis 1992 formte der sehr genau arbeitende Dirigent das noch junge Orchester der Gautinger Musikfreunde, das sich in dieser Zeit als fester Bestandteil des Gautinger Musiklebens etablierte.1992 gründete er in München das Bruckner Akademie Orchester. Im Jahr 1999 erhielt er den Nationalpreis für Musikpädagogik in seiner Heimat Katalonien. Seit September 2003 ist er Professor für Dirigieren an der Hochschule für Musik in Barcelona.

 

 

Brief von Jordi Mora an den Verein der Musikfreunde Gauting

Beitrag für die Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Gautinger Musikvereins

Als ich 1981 die Leitung des Sinfonieorchesters Gauting übernommen habe, entstand für mich eine unschätzbare Möglichkeit, alles, was ich sieben Jahre lang bei Celibidache studiert und gelernt habe, endlich mal in der Praxis umzusetzen.

Das war nicht gerade wenig und so habe ich „erbarmungslos“ das Orchester mit diesem Wissen überströmt. Die Liebe zur Musik, die ich immer bei den Orchestermitgliedern gespürt habe, hat es möglich gemacht, dass diese unglaublich intensive Probenarbeit vertragen werden konnte, also: ich habe das richtige Orchester zum richtigen Zeitpunkt gefunden, und das Orchester fand einen jungen Dirigenten, der vorbereitet war, ihm das Gelernte in aller Fülle beizubringen.

Was in den nächsten Jahren geschah, kann man wirklich nicht mit normalen Maßstäben vergleichen, allein das: meine dirigentische Tätigkeit mit den Gautinger Musikern fiel praktisch mit Celibidaches Arbeit mit den Münchner Philharmonikern zusammen. Eine einmalige unwiederholbare Konstellation. Es wurden nicht nur Sinfonieprogramme sehr intensiv vorbereitet, es wurden auch pädagogische Sinfoniekonzerte, mit vielen Erklärungen zu Werken, Komponisten usw. gegeben, mit Werken wie Britten “Young person’s guide to the orchestra”, M.Ravel “Ma mère L’Oye” oder Mark Lothar “Suite aus einem Kindermärchen“, der ein Freund von Herrn Klinge war, unserem liebenswürdigen Unterstützer. Zu den Konzerten kam immer wieder Prominenz aus München: immer wieder Celibidache selbst, aber auch z.B. Prof. Bockholdt, anerkannter Beethoven- Spezialist, der beim einem Beethoven- Programm (2. Symphonie) zum Gymnasiums Konzert kam, das sowohl von ihm als auch von Celi sehr gelobt wurde (Celibidache ließ sogar die Aufnahme dieses Konzerts an einer Vorlesung an der Universität in Mainz vorspielen……einfach unglaublich…). Auch Prof. Eppelsheim, ebenfalls im musikwissenschaftlichen Institut an der Universität in München tätig, war als Fagottist immer wieder bei uns tätig.

Man spielte auch zahlreiche Gastkonzerte außerhalb Gautings: München (unvergesslicher spanischer Abend an der Hochschule), Weilheim, Ottobrunn, Benediktbeuren, Rosenheim (das beste Konzert überhaupt, das ich mit den Gautingern dirigiert habe, Mozarts g moll Symphonie, unvergesslich….und mit einer entsprechenden fantastischen Kritik) usw.usw. 

Unvergesslich sind die Abende, wo Celibidache Dirigierabende für Dirigierstudenten mit dem Gautinger Orchester hielt … das steht zu Unrecht in keiner über ihn geschriebenen Biographie, oder noch nicht ... Aber was für mich alles übertroffen hat, ist die Reise, die das Orchester nach Mainz gemacht hat, um ein Konzert an der Universität zu geben. Man hat es nicht nur für Celibidache getan, sondern auch, damit die vielen Studenten des Maestro die „Phänomenologie der Musik“ unter meiner Leitung in der Praxis erleben durften. ... das war einfach historisch ... und nicht nur wegen des Konzerts: am Tag darauf hat Celibidache selbst eine Probe gehalten, er hat sogar das Orchester selber dirigiert, und so haben auch die Gautinger noch nie so schön geklungen. Das alles ist möglich gewesen, weil die Mitglieder des Orchesters sich die ungeheuerliche Mühe gemacht haben nach Mainz zu fahren. Und das nicht nur, um seinem jungen Dirigenten eine ganz große Freude zu machen, auch weil sie ihre grenzenlose Liebe zur Musik dadurch gezeigt haben.

Mag das Gautinger Orchester noch weitere 50 Jahre am Leben bleiben!!

Jordi Mora

Barcelona, Januar 2020